Karl wurde als Sohn des Karl H. und seiner Ehefrau Selma in Hannover geboren. Die Familie hatte drei Söhne. Vater und Mutter waren taubstumm, konnten jedoch schreiben und lesen. Nach ihrer Scheidung im Jahr 1932 heiratete der Vater wiederum eine taubstumme Frau.
Ein Jugendheim in Hannover-Kleefeld nahm Karl am 3. Oktober 1931 in einem stark vernachlässigten Zustand auf, ab 10. September 1935 schloss sich eine Fürsorgeerziehung in Langenhagen an. Man stellte bei Karl, der nur unartikuliert sprechen konnte und Einschränkungen beim Gehen hatte, „Idiotie“ fest. Bis zur 6. Klasse besuchte der Junge eine Hilfsschule, wurde dann auf Anordnung der Städt. Schuldeputation vom weiteren Schulbesuch ausgeschlossen. Wegen großer Erziehungsprobleme kam Karl am 10. Juni 1940 in die Anstalt Eben-Ezer. Für die Anstaltsleitung beantragte Dr. Haberkant am 8. Januar 1941 Karls Unfruchtbarmachung.
Das Erbgesundheitsgericht in Detmold schloss sich Haberkants Gutachten an und verfügte am 11. Februar 1941 die Sterilisation, die Chefarzt Dr. Klessmann am 27. März 1941 im Lemgoer Krankenhaus vornahm. Aus Platzgründen – infolge einer Erweiterung des in Eben-Ezer eingerichteten Lazaretts – verlegte man Karl, bei dem eine schwere Lungentuberkulose festgestellt worden war, am 24. Januar 1945 in die Lemgoer Anstalt Lindenhaus. Dort verstarb er drei Monate nach seiner Einlieferung an dieser Erkrankung.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten. Nr. 147.
Augustus Oe. und seine Frau Frieda lebten mit sechs Kindern in Bremen. Der Vater war Kapitän und nur selten Zuhause, die Mutter war erkrankt und wurde in der Lemgoer Anstalt Lindenhaus betreut. Nach der Scheidung der Eltern im Jahr 1934 zogen die Schwestern Ilsabethe, Ellen und Magdalene zunächst zu einer Schwester des Vaters nach Detmold. Am 16. Januar 1935 nahm die Anstalt Eben-Ezer die Mädchen auf.
Die Anstaltsleitung stellte den Antrag auf Ilsabethes und Ellens Unfruchtbarmachung an das Erbgesundheitsgericht in Detmold. Am 7. September 1937 tagte das Gericht und beschlosss für beide die Sterilisation wegen angeborenen Schwachsinns. Die Operationen erfolgten am 12. November 1937 im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung. Die Schwestern lebten viele Jahre in der Einrichtung und wurden in verschiedenen Familienpflegestellen untergebracht. Ellen verstarb 1959 und Ilsabethe im Jahr 1994. Beide fanden auf dem Anstaltsfriedhof ihre letzte Ruhe.
Auf Antrag der Einrichtungsleitung beschloss das Erbgesundheitsgericht in Detmold am 18. Juli 1939 auch Magdalenes Unfruchtbarmachung wegen angeborenen Schwachsinns. Im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung erfolgte am 23. August 1939 die Operation. Magdalene lebte bis ins hohe Alter in Eben-Ezer und versah dort während vieler Jahre Helferdienste im Hauswirtschaftsbereich. Im Jahr 2016 konnte sie im Rahmen einer kleinen Feierstunde das seltene 80jährige Bewohner/innen-Jubiläum begehen. Sie verstarb im Jahr 2017 und wurde auf dem Friedhof der Einrichtung beigesetzt.
Heinz wurde in Stadthagen geboren. Seine Eltern waren Heinrich und dessen Ehefrau Johanne. Auf Veranlassung des örtlichen Wohlfahrtsamtes kam Heinz am 4. Januar 1926 mit der Diagnose „angeborener Schwachsinn“ nach Eben-Ezer. Auf Wunsch der Eltern wurde er am 9. Januar 1927 nach Hause entlassen und am 29. März desselben Jahres wieder in Lemgo aufgenommen.
Zu Ostern 1936 beendete Heinz seine Schulzeit in der Anstaltsschule und begann in der Gärtnerei der Einrichtung zu arbeiten. Anstaltsarzt Dr. Haberkant beantragte am 10. Juni 1939 im Auftrag der Anstaltsleitung seine Unfruchtbarmachung beim Erbgesundheitsgericht Detmold, das am 18. Juli dem Antrag entsprach. Dr. Klessmann führte am 28. August die angeordnete Operation im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung durch. Heinz verrichtete seine Arbeiten in der Gärtnerei laut Berichten zur vollen Zufriedenheit und befand sich von Oktober 1944 bis Juli 1945 in Familienpflege bei einem Landwirt in Hohenhausen. Dieser entließ ihn nach Eben-Ezer, als sein Sohn aus dem Krieg heimkehrte.
Am 18. März 1946 konnte Heinz die Anstalt verlassen und kehrte zu seinen Eltern zurück.
Quelle: AEE: Bestand Bewohnerakten, Nr. 146.
Konrad wurde in Lemgo geboren und hatte vier Geschwister. Seine Mutter Marie verstarb 1936 an einer Krebserkrankung, sein Vater Karl im Jahr 1939 nach der Amputation des rechten Beines. Laut Aufnahme-Bericht kam Konrad am 7. Januar 1936 aus ärmlichsten Familienverhältnissen in stark vernachlässigtem Zustand wegen angeborenen Schwachsinns in die Anstalt. Zu Ostern 1940 erhielt er das Abschlusszeugnis der anstaltsinternen Hilfsschule mit überwiegend guten Zensuren. Anstaltsarzt Dr. Haberkant stellte mit der Diagnose „Schwachsinn leichten Grades“ am 4. April den Antrag auf Unfruchtbarmachung beim Erbgesundheitsgericht Detmold. Am 8. April verließ Konrad die Anstalt und kam zu einem Laßbrucher Landwirt in Familienpflege. Das Erbgesundheitsgericht tagte am 22. Oktober und ordnete Konrads Sterilisierung an. Die Unfruchtbarmachung wurde offensichtlich durchgeführt, wie einer Notiz der Eben-Ezer-Verwaltung aus dem Jahr 1986 zu entnehmen ist. Demnach bat ein Anwalt in Konrad Hs. Auftrag, Unterlagen bezüglich der früheren Unterbringung seines Mandanten in Eben-Ezer beizubringen, um den Antrag auf Zahlung einer einmaligen Abfindung in Höhe von 5.000 DM stellen zu können.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 224.
Karl-Hans wurde in Detmold geboren. Vor seiner Aufnahme in Eben-Ezer am 1. Februar 1939 betreute ihn die Detmolder Paulinenanstalt, am Ort besuchte er die Hilfsschule. Seine Mutter Luise war Patientin der Heil- und Pflegeanstalt Wittekindshof bei Bad Oeynhausen, über den Vater ist nichts bekannt. In den Stationsberichten wird er als „fröhlicher Junge, voll lustiger Einfälle“ beschrieben. Am 28. Mai beantragte Anstaltsarzt Dr. Haberkant Karl-Hansens Unfruchtbarmachung beim Erbgesundheitsgericht in Detmold. In seinem Bericht stellte er „angeborenen Schwachsinn“ fest und bezeichnete den Jugendlichen als „unverbesserlichen Kleptomanen“ sowie „hartnäckigen Lügner“, der den Mädchen nachstelle. Das Gericht schloss sich Haberkants Gutachten an und fasste am 13. Juni den Beschluss, Karl-Hans sterilisieren zu lassen. Am 5. August 1941 erfolgte die Operation zur Unfruchtbarmachung im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung. Karl-Hans verblieb in der Anstalt und arbeitete durchaus zur Zufriedenheit in der Schuhmacherei. Am 18. Januar 1944 wurde er mit dem Vorwurf verhaftet, die Scheune des Meierhofs angezündet zu haben. Der Akte ist zu entnehmen, dass Karl-Hans B. bis zum Jahr 1950 in verschiedenen Strafanstalten untergebracht war.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 167.
Ruth wurde in Marburg/Lahn geboren. Die Eheleute Marie und Heinrich B. aus Hannover adoptierten sie im Alter von zwei Jahren. Im Jahr 1939 nahm ein Kleefelder Kinderheim das Mädchen auf, anschließend ein Pflegeheim in Hannover / Langenhagen. Von dort erfolgte am 31. Januar 1941 Ruths Verlegung nach Eben-Ezer. Als Diagnose wird in der Krankengeschichte „angeborener Schwachsinn mittleren Grades“ verzeichnet, darüber hinaus erfolgt der Hinweis auf eine linksseitige Kinderlähmung . Trotz dieser Einschränkung arbeitete Ruth in der Bügelstube und half bei der Betreuung der Kleinkinder. Dem Wunsch der Stiefmutter, ihre Tochter nach Hause zu holen, wurde wegen „Fortpflanzungsgefahr“ nicht entsprochen. Anstaltsarzt Dr. Haberkant stellte am 19. Februar 1944 den Antrag auf Unfruchtbarmachung beim Erbgesundheitsgericht Detmold, nachdem er zunächst gezögert hatte, weil er Ruths Schwachsinn als erworben betrachtete. Somit wäre sie nicht unter das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses gefallen. Das Gericht ordnete offensichtlich Ruths Unfruchtbarmachung an – der Beschluss liegt in der Akte nicht vor -, so dass die Operation am 30. Mai 1944 im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung erfolgte. Ruth B., bei der im Februar 1946 eine Lungentuberkulose festgestellt worden war, verließ Lemgo am 24. Mai 1947 und zog zu ihrer Tante nach Dassel.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 132.
Albert kam als Sohn des Hermann D. und seiner Ehefrau Karoline in Wattenscheid zur Welt. Beide litten nach Aussagen der Wohlfahrtsämter an schwerem Alkoholismus, so dass Albert einen Vormund Vormund erhielt. Am 4. Mai 1916 kam er mit der Diagnose angeborener Schwachsinn (imbezill) in die Anstalt Eben-Ezer, nachdem er vorher in der Heilanstalt Marienthal bei Münster betreut worden war. Am 6. November 1934 stellte die Anstaltsleitung den Antrag auf Alberts Unfruchtbarmachung beim Erbgesundheitsgericht Detmold. In seiner Begründung vermerkte der Anstaltsarzt, dass der „[…] intellektuelle Ausfall in Verbindung mit seiner Reizbarkeit und Uneinsichtigkeit“ den „E. dem Grade nach als einen Imbezillen erscheinen“ lasse. Das Gericht tagte am 14. März 1935 und beschloss Alberts Unfruchtbarmachung, die am 3. Mai im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung vorgenommen wurde. Am 8. Juli 1935 erfolgte Alberts Verlegung in die Pflegeanstalt Wittekindshof bei Bad Oeynhausen. Zur Begründung wurde ausgeführt, dass er homosexuelle Neigungen habe und deshalb eine Gefahr für andere Heimbewohner darstelle.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 324.
Lina wurde in Stadthagen als Tochter des Karl B. und seiner Ehefrau Meta geboren. Am 1. Februar 1936 kam sie wegen Schizophrenie nach Eben-Ezer. Vorher befand sie sich in den Anstalten Wunstorf und Liebenburg. In Eben-Ezer arbeitete sie im Bereich der Hauswirtschaft und erledigte Näh- und Stopfarbeiten mit einigem Geschick. Die Anstaltsleitung übermittelte am 1. Februar 1939 dem Erbgesundheitsgericht Detmold den Antrag zu ihrer Unfruchbarmachung, die vom Gericht am 7. März beschlossen wurde. In der Lemgoer Anstalt Lindenhaus wurde Lina am 20. Mai 1939 operiert. Sie verblieb bis zu ihrer Entlassung am 8. Mai 1941 in Eben-Ezer. Auf Wunsch des Vaters kehrte sie nach Hause zurück.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 325.
Alfred wurde als Sohn der Schauspielerin Margaretha B. in Steinheim geboren. Laut Unterlagen zog die Mutter von Steinheim fort und ließ ihren Jungen zurück. Alfred wurde kurz nach seiner Geburt vom Diakonissenhaus in Detmold aufgenommen und im Juli 1919 in die Erziehungsanstalt Grünau bei Bad Salzuflen verlegt. Schließlich erfolgte am 11. Juli 1930 seine Aufnahme in Eben-Ezer mit der Diagnose „angeborener Schwachsinn“. Auf Antrag der Anstalt beschloss das Erbgesundheitsgericht in Detmold am 12. April 1934 seine Unfruchtbarmachung. Am 12. Juni wurde er im Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung operiert und am 20. Juni von der weiteren Anstaltsunterbringung befreit. Die Bewohnerakte weist aus, dass Alfred B. als Familienpflegling auf verschiedenen Bauernhöfen im lippischen Raum arbeitete und mehrmals wieder in die Einrichtung zurückkehrte. Am 5. Januar 1964 verstarb er dort und fand seine letzte Ruhe auf dem Anstaltsfriedhof.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 323.
Herta wurde in Heidenau, Kreis Pirna, geboren. Über ihre Eltern, die laut Akte vermutlich verstarben, als sie noch sehr sehr klein war, ist nichts bekannt. Sie kam mit sechs Jahren aus einem Heim in Heidenau als Pflegekind nach Oerlinghausen und wurde dort fürsorglich von der Familie W. betreut, die eine Polsterei betrieb. Am 22. Mai 1933 erfolgte ihre Aufnahme in Eben-Ezer, nachdem sie mehrfach von der Polizei wegen „Herumtreiberei“ aufgegriffen worden war. Die Anstaltsleitung richtete am 10. April 1934 den Antrag auf ihre Sterilisierung an das Erbgesundheitsgericht Detmold, das am 12. April die Unfruchtbarmachung wegen angeborenen Schwachsinns mittleren Grades beschloss. Am 31. Mai 1934 wurde Herta von Dr. Klessmann im Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung operiert. Schließlich verließ sie am 16. Juli 1934 die Anstalt, um als Familienpflegling bei einem Landwirt in Alverdissen zu arbeiten. Ende 1937, laut einer Notiz, war sie in einer Bielefelder Konditorei beschäftigt.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 326.
Hans Günther wurde in Hochdorf, Kreis Briesen, geboren. Sein Vater, der am 1. Weltkrieg teilgenommen hatte, galt als verschollen. Seine Mutter Else lebte mit einem deutlich älteren Landwirt in Krentrup bei Bad Salzuflen zusammen. Im Jahr 1927 kam Hans Günther in Fürsorgeerziehung und wurde von verschiedenen Pflegefamilien betreut. Laut Bericht einer Fürsorgeschwester hätten auf dem Hof des Bauern unvorstellbare Zustände geherrscht, Hans Günther sei völlig verwahrlost und zudem erziehungsschwierig gewesen. Am 22. Januar 1932 wurde er schließlich mit der Diagnose „angeborener Schwachsinn“ in Eben-Ezer aufgenommen. Das Sterilisierungsverfahren leitete Anstaltsarzt Dr. Fiebig am 31.10.1934 mit einem Antrag an das Erbgesundheitsgericht in Detmold ein. In der Sitzung vom 31.12.1934 schloss sich das Gericht Fiebigs Gutachten an und verfügte Hans Günthers Unfruchtbarmachung, die am 29. Januar 1935 im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stifung durchgeführt wurde. Die Entlassung zu seiner Mutter – ihr Lebenspartner war inzwischen verstorben – erfolgte am 6. März 1935 mit erheblichen Bedenken der Fürsorgestelllen.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 162.
Hans Egon wurde in Herford geboren und lebte vor seiner Anstaltsunterbringung in Detmold. Seine Mutter war Alwine N., der Vater unbekannt. Er wurde von der Familie A. in Heidenoldendorf adoptiert, die für ihn im Juni 1930 die Fürsorgeerziehung beantragte. Daraufhin übernahm ein Lehrer seiner Detmolder Hilfsschule die Vormundschaft, später erfüllte Hilfsschullehrer Müller in Eben-Ezer diese Aufgabe. Hans Egon wurde am 5. Januar 1931 mit der Diagnose Psychopathie und erblicher Schwachsinn in Eben-Ezer aufgenommen, im April 1931 wieder entlassen, um am 30. Juni 1933 erneut aufgenommen zu werden. Er besuchte die anstaltsinterne Hilfsschule, die er am 28. März 1934 mit einem guten Abschlusszeugnis verließ, um anschließend in die Fortbildungsschule zu wechseln. Er sei laut Bericht den anderen Schülern „mit seinen intellektuellen Fähigkeiten“ weit voraus gewesen. Die Anstaltsleitung stellte am 14. Januar 1935 den Antrag auf Unfruchtbarmachung wegen angeborenen Schwachsinns an das Erbgesundheitsgericht in Detmold, gleichzeitig erlosch das Adoptivverhältnis. Das Gericht verfügte in seiner Sitzung vom 24. Januar 1935 seine Unfruchtbarmachung, woraufhin die Operation am 19. März im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung erfolgte. Laut Urteil des Amtsgerichts Detmold zündete Hans Egon am 22. März 1936 eine Scheune in Eben-Ezer an, wurde jedoch am 25. April in Anbetracht seiner geringen geistigen Fähigkeiten für schuldunfähig erklärt, freigesprochen und am 15. Mai dem Lemgoer Lindenhaus überwiesen. Hans Egon, der Briefkontakt zu seinem Vormund Herbert Müller pflegte, verstarb am 7. Januar 1943 in Hannover.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 230.
Kurt wurde in Hamburg-Altona geboren. Sein Vater war der Goldschmied Wilhelm B. Nachdem dieser nicht aus dem 1. Weltkrieg zurückgekehrt war und für tot erklärt wurde, lebte er mit seiner Mutter Martha, die ein kleines Friseurgeschäft betrieb, in Bad Salzuflen. Dort besuchte er auch die Hilfsschule. Seine Entmündigung erfolgte am 30. Mai 1936 wegen „Schwachsinns mit psychopathischen Zügen“, als er in Eckardtsheim, einem Teil der Anstalt Bethel untergebracht war. Am 5. August 1936 kam es zu seiner Aufnahme in Eben-Ezer, wo er mit dem Flechten von Matten beschäftigt wurde. Anstaltsarzt Dr. Haberkant verfasste am 5.3.1937 den Bericht zur Beantragung seiner Unfruchtbarmachung an das Erbgesundheitsgericht in Detmold. Er diagnostizierte erblichen Schwachsinn. Das Gericht beschloss am 13. April 1937 seine Sterilisation, die am 27. Mai 1937 im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung durchgeführt wurde. Am 21. Juni 1937 konnte Kurt die Einrichtung verlassen und erhielt einen Platz in der Familienpflege bei einem Lemgoer Landwirt.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 137.
Heinrich wurde in Milse bei Bielefeld geboren. Berichtet wird von seiner Mutter Frieda und seinem Stiefvater August H.. Heinrichs Anstaltsaufnahme in Eben-Ezer erfolgte 4. März 1925 wegen „angeborenen Schwachsinns auf erblicher Grundlage“. Im Jahr 1933 beschäftigte ihn ein Lemgoer Schuhmachermeister, der ihm Geschick sowie ein positives Arbeitsverhalten bescheinigte. Die Anstalt stellte am 29. März 1934 den Antrag auf Sterilisierung wegen „Fortpflanzungsgefährlichkeit“ beim Kreisarzt in Bielefeld. Am 23. August 1934 verfügte das Erbgesundheitsgericht in Detmold seine Unfruchtbarmachung. Die Operation erfolgte am 10. Oktober im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung. Nach Heinrichs Entlassung aus dem Krankenhaus nahm er seine Tätigkeit bei dem Schuhmacher wieder auf, der sich allerdings nicht in der Lage sah, ihn in Familienpflege zu nehmen. Dokumentiert ist weiterhin, dass Heinrich im Jahr 1936 bei einem Landwirt in Ebbesloh bei guter Führung gearbeitet habe.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 131.
Hans wurde in Oerlinghausen geboren. Sein Zwillingsbruder verstarb während der Geburt und am 12. Juli 1924 verstarb auch seine Mutter an einer „Blutkrankheit“. Zur Familie gehörten sechs Kinder aus der ersten Ehe seines Vaters sowie die leiblichen Geschwister Herta, Jahrgang 1920, und Egon, Jahrgang 1923, die vom Sofienheim in Heiligenkirchen und vom Diakonissenhaus in Detmold betreut wurden. Hans war als Halbwaise zunächst ebenfalls im Detmolder Diakonissenhaus untergebracht.
Am 26. September 1926 kam er als 2-Jähriger nach Eben-Ezer. Zur „Vorgeschichte“ wurde vermerkt, dass der Vater „wegen Blutschande“ inhaftiert worden sei. Die Mutter sei tot gewesen. Das Kind habe an angeborenem Schwachsinn gelitten.
Zu Ostern 1939 erhielt Hans sein Abgangszeugnis und wurde in der Anstalts-Landwirtschaft beschäftigt. Den Antrag auf Unfruchtbarmachung stellte Anstaltsarzt Dr. Haberkant am 5. Juni 1940 an das Detmolder Erbgesundheitsgericht. Er diagnostizierte Schwachsinn und stützte seine Feststellung auf ein ermitteltes Intelligenzalter von sieben Jahren. Das Gericht beschloss am 22. Oktober 1940 Hans‘ Unfruchtbarmachung und die angeordnete Operation führte Dr. Landmann am 11. Januar 1941 im Lemgoer Krankenhaus Wolff'sche Stiftung durch.
Am 1. Februar 1941 verließ Hans Eben-Ezer und wechselte in die Familienpflege zu einem Lemgoer Landwirt, wo er harte Arbeiten verrichten musste. Bis 1973 verblieb er als Knecht auf verschiednen Höfen, arbeitete danach in einer Fabrik.
Im Jahr 1946 wurde die für ihn und seine Verlobte Erika erteilte Heiratsgenehmigung auf Betreiben seines früheren Lehrers und damaligen Anstaltsleiters Herbert Müller wieder aufgehoben. Hans hielt weiterhin engen Kontakt zur Anstalt, besonders zu Pastor Walter, der ihn dabei unterstützte, eine Entschädigung von 5000 DM für erlittenes Unrecht zu erhalten. Im Jahr 2003 entschuldigte sich der frühere Anstaltsleiter, Pastor Hermann Adam, anlässlich einer Gedenkveranstaltung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe in Münster offiziell bei Hans für das in seiner Einrichtung an ihm verübte Verbrechen.
Hans H. verstarb am 12. Dezember 2008, nachdem er einige Jahre im Lüerdisser Altenheim der Stiftung gelebt hatte.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 43.
Die Fürsorgeabteilung des Landes Lippe wies Walter, der als uneheliches Kind der Luise S. im lippischen Meinberg zur Welt kam, am 28.12.1934 in die Anstalt Eben-Ezer ein. Die „Krankengeschichte“, am Tag der Aufnahme als Teil der Gesamtakte angelegt, enthält als ersten Eintrag die Begründung des Landratsamtes für die notwendig erachtete Unterbringung des Jungen. „Psychopathie und fraglicher Schwachsinn“ seien diagnostiziert worden. Anstaltsarzt Dr. Max Fiebig kündigte daraufhin Walters spätere Sterilisierung an. Anstaltsleiter Heinrich Diehl beantragte am 28.11.1935 beim Erbgesundheitsgericht Detmold die Unfruchtbarmachung des 14-Jährigen. Das Gericht schloss sich in vollem Umfang der Antragsbegründung an, die von Fiebig verfasst war. Das Richtergremium verfügte am 11. Februar 1936 die Unfruchtbarmachung und Dr. Kleßmann, Chefarzt des Lemgoer Krankenhauses, führte am 21. April die angeordnete Operation durch.
Unmittelbar vor der Operation erhielt der Jugendliche sein Abschlusszeugnis und besuchte anschließend von Ostern 1936 bis zum Sommer 1938 die Fortbildungsschule der Einrichtung bei parallelem Einsatz in der angegliederten Landwirtschaft. Am 17.8.1938 endete Walters Aufenthalt in Eben-Ezer, zugleich begann seine Familienpflege auf dem Hof eines Landwirts in M.. Walter nahm, vermutlich ab 1941, als Soldat am 2. Weltkrieg teil und verlor am 20.10.1943 nördlich von Kiew durch Granatsplitter drei Finger seiner rechten Hand. Zum Ende des Krieges lernte er im hessischen Schwalm-Eder-Kreis eine junge Frau kennen, die er heiratete. Das Strafgericht Marburg klagte ihn im Mai 1953 wegen schwerer Zuhälterei an, weil er seiner Ehefrau erlaubt hatte, mit einem fremden Mann „geschlechtlich“ zu „verkehren“, um schwanger zu werden. Es kam zu keiner Verurteilung, weil das Gericht davon ausging, dass der Angeklagte zum Zeitpunkt der Tat nicht zurechnungsfähig gewesen sei.
Die Anstalt stellte für Walter trotz seiner damals zwangsweise erfolgten Unterbringung auch nach der Entlassung einen wichtigen Bezugspunkt dar. Der von ihm geschätzte Lehrer und Hausvater Müller war eine Person, zu der er sich weiterhin hingezogen fühlte. Verwahrt sind eine Reihe von Briefen aus der Zeit des Krieges und der frühen Nachkriegszeit. Beim Lesen der Briefe lässt sich feststellen, dass Walter Herbert Müller immer wieder Fragen zu der an ihm vollzogenen Sterilisation stellte, hierauf aber keine oder zumeist ausweichende Antworten erhielt.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 225.
Marie kam als Tochter des Konditors Rudolf S. in Gütersloh zur Welt. Ihr Vater war schwer verletzt aus dem Krieg heimgekommen, ihre Mutter bereits 1918 verstorben. Der Vater heiratete ein zweites Mal und aus dieser Ehe stammten die Kinder Elisabeth und Rudolf. Marie wurde am 28. April 1933 im Alter von 20 Jahren in die Anstalt Eben-Ezer eingewiesen, nachdem sie vorher im Ev. Mädchenheim Ummeln untergebracht gewesen war.
Am 8. August 1935 stellte Anstaltsleiter Heinrich Diehl – auf Initiative des Leitenden Arztes Dr. Fiebig - den Antrag auf Unfruchtbarmachung an die Geschäftsstelle des Erbgesundheitsgerichts in Detmold. Das Antragsformular füllte Fiebig mit den bekannten Daten aus, wobei er unter „Krankheiten oder Zustände der Familie“ Maries Vater, der die Mutter „sehr gequält“ habe, als leicht erregbar, „streitsüchtig und jähzornig“ charakterisierte. Das Erbgesundheitsgericht tagte am 8. Oktober 1935, so dass am 3. Dezember Maries Unfruchtbarmachung im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung erfolgte. Ihr Aufenthalt in Eben-Ezer endete am 3. Juni 1936. Marie S. wurde mit dem Vermerk „gebessert“ aus der Anstaltserziehung entlassen.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 144.
Christine wurde in Scharrel bei Oldenburg geboren. Das Bielefelder Kreiswohlfahrtsamt vermerkte, dass der Vater verstorben sei, die Mutter „ungeordnet und liederlich, der Haushalt befände sich „in ganz furchtbarem Zustand“. Am 2. Februar 1933 kam Christine auf Veranlassung des Jugendamtes der Lippischen Landesregierung in der Anstalt Eben-Ezer. Seit 1929 hatte sie bereits in verschiedenen Heimen gelebt.
Anstaltsarzt Dr. Fiebig stellte am 21. März 1934 den Antrag auf Christines Unfruchtbarmachung an das Detmolder Erbgesundheitsgericht. In der Sitzung vom 26. April 1934 fällte das Gericht keinen Beschluss, sondern wies Christine in das Braker Lindenhaus zu einer erneuten Begutachtung ein, die vom dortigen Anstaltsleiter Dr. Müller durchgeführt wurde. Dieser begründete mit einem umfangreichen Bericht „angeborenen Schwachsinn“. In der 2. Sitzung des Erbgesundheitsgerichts wurde Christines Unfruchtbarmachung beschlossen. Gegen diesen Beschluss legte ihre Mutter, die mehrmals versucht hatte, ihre Tochter aus der Anstaltsunterbringung zu befreien, Widerspruch beim Erbgesundheitsobergericht in Celle ein. Dieses Gericht wies die Beschwerde am 1. Juli 1934 als unbegründet zurück, so dass Christine am 15. September im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung operiert wurde. Am 12. Oktober 1934 entließ man Christine aus der Anstaltserziehung und brachte sie im Rahmen einer Familienpflege bei einem Landwirt in Lage-Ehrentrup unter.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 223.
Hans kam in Werl bei Schötmar zur Welt und wurde bereits im Alter von zwei Jahren vom Diakonissenhaus in Detmold aufgenommen. Zu seiner Familie findet sich in der Bewohnerakte lediglich der Hinweis auf seine Mutter, die im Alter von 18 Jahren einen älteren Ziegler geheiratet habe, der durch Suizid aus dem Leben geschieden sei.
Hans wurde am 17. August 1927 von der Anstalt Eben-Ezer aufgenommen. Der Antrag auf Unfruchtbarmachung durch Anstaltsarzt Dr. Haberkant erfolgte vermutlich im Jahr 1938, wobei ein genaues Datum nicht festzustellen war. In seiner Sitzung vom 11. Oktober 1938 beschloss das Detmolder Erbgesundheitsgericht Hans‘ Unfruchtbarmachung wegen „schwieriger charakterlicher Entwicklung“ und „geistigen Zurückbleibens“. Der operative Eingriff zur Unfruchtbarmachung erfolgte am 14. November 1938 im Lemgoer Krankenhaus Wolff'sche Stiftung. Wegen seiner „charakterlichen Mängel“ konnte Hans nicht aus der Heimerziehung entlassen werden, sondern musste sich am 5. September 1939 auf Verfügung des Gesundheitsamtes Lemgo in die Einrichtung Lindenhaus in Lemgo-Brake begeben.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 166.
August kam als Sohn des August L. und seiner Ehefrau Emilie in Bad Salzuflen zur Welt. Sein Vater soll laut Akte starker Trinker und seine Mutter „schwachsinnig“ gewesen sein. August wurde am 23. Mai 1924 auf Veranlassung der Fürsorgestelle Bad Salzuflen mit der Diagnose „Schwachsinn“ der Einrichtung Eben-Ezer zugewiesen. Nach der Schulentlassung im Jahr 1931 kam August als Helfer zu einem Schreinermeister, später zu einem Maurermeister, die mit seinen Leistungen zufrieden waren. Auch in der Anstalt sei er durch „sein stilles und bescheidenes Wesen“ beliebt gewesen. Am 12. Oktober 1934 stellte Anstaltsarzt Dr. Fiebig den Antrag auf Unfruchtbarmachung, dem das Detmolder Erbgesundheitsgericht in seiner Sitzung vom 22. November entsprach. Am 18. Januar wurde August im Lemgoer Krankenhaus operiert. Auf Betreiben der Fürsorgestelle erfolgte am 14. September 1936 Augusts Entlassung aus Eben-Ezer. Er lebte anschließend bei seinen Eltern, nach deren Tod er zu verwahrlosen drohte. Schließlich kehrte August von 1949 bis 1951 nach Eben-Ezer zurück, um als Familienpflegling auf verschiedenen lippischen Bauernhöfen zu arbeiten.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 47.
Bernhard wurde in Holzhausen bei Bad Pyrmont als Sohn des Bernhard A. und seiner Ehefrau Justine geboren. Nach Entmündigung im Jahr 1931 erhielt er einen Schneidermeister aus Bad Pyrmont zum Vormund. Am 7. September 1931 wurde er in Eben-Ezer aufgenommen, nachdem er bereits zehn Jahre in der Anstalt Bethesda verbracht hatte. Die Anstaltsleitung stellte stellte am 9. März 1935 den Antrag auf Unfruchtbarmachung an das Erbgesundheitsgericht in Detmold, der von Dr. Fiebig mit der Diagnose „mittelgradiger Schwachsinn oder Imbezillität“ begründet wurde. Das Gericht ordnete in seiner Sitzung vom 4. April 1935 Bernhards Unfruchtbarmachung an und die Operation erfolgte am 17. Mai im Lemgoer Krankenhaus. Zunächst arbeitete er in der anstaltseigenen Landwirtschaft, war dabei „willig und fleißig“. Er strebte jedoch eine Beschäftigung im Rahmen einer Familienpflege an und erhielt im Januar 1936 eine Stelle bei einem Landwirt in Dalbke. Bernhard arbeitete seitdem auf mehreren Höfen. Häufig beschwerte er sich darüber, von den Bauern kein oder nur sehr wenig Geld zu erhalten. Im September 1943 wurde er vom Altenheim Lutherstift in Bielefeld aufgenommen, arbeitete dort zunächst als Pflegling und blieb als Bewohner. Er verstarb im Jahr 1948.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 42
Magdalene wurde in Lieme bei Lemgo als Tochter des Zieglers August B. und seiner Ehefrau Karoline geboren. Ihre Mutter verstarb im Wochenbett, der Vater verheiratete sich wieder. Im Jahr 1926 kam es zum ersten „epileptoiden Zustand“, in den Folgejahren jeweils zu ein bis zwei schweren und 10 bis 20 leichten Anfällen pro Monat. Im Jahr 1929 wurde Magdalene deshalb in Bethel aufgenommen und am 16. Juli 1930 kam sie in die Anstalt Eben-Ezer. Trotz ihrer schweren Erkrankung arbeitete sie unermüdlich. Besonders gern beteiligte sich die junge Frau an der Pflege der Jüngsten. Sie habe sich „rührend“ um die Kinder gesorgt und nicht eher geruht, „bis alles ins Kleinste in Ordnung“ war, so eine Eintrag in der Akte
Anstaltsarzt Dr. Fiebig fertigte am 17. August 1934 das Gutachten zur Beantragung ihrer Unfruchtbarmachung beim Erbgesundheitsgericht Detmold. Die Mitglieder des Gerichts verfügten am 20. September 1934 Magdalenes Sterilisation wegen erblicher Fallsucht. Die Operation wurde am 9. November im Lemgoer Krankenhaus „Wolff‘sche Stiftung durchgeführt. Am 9. März 1936 konnte Magdalene aus der Anstaltspflege zu ihrem Vater und ihrer Stiefmutter nach Lieme zurückkehren.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 107.
Martha wurde auf Gut Schönhagen bei Barntrup geboren. Ihre Mutter verstarb bereits im Jahr 1915, der Vater galt seit dem 22. Dezember 1919 als verschollen. Die Waise kam zunächst zur Pflege in verschiedene Familien und wurde im Jahr 1924 in das Detmolder Sophienheim überwiesen. Am 22. Mai 1930 nahm die Anstalt Eben-Ezer die Jugendliche mit der Diagnose „angeborener Schwachsinn ziemlichen Grades“ auf. Die Anstaltsleitung stellte am 28. Februar 1935 den Antrag auf Marthas Unfruchtbarmachung an das Erbgesundheitsgericht in Detmold. Dr. Fiebig bezeichnete die junge Frau in seiner Begründung „als eine mässig bis mittelgradig Schwachsinnige“, bei der Erbkranken seien eine „epileptische Erkrankung und Schwachsinn“ diagnostiziert worden. Das Gericht folgte dem Antrag und beschloss Marthas Sterilisation, die am 4. Mai im Lemgoer Krankenhaus durchgeführt wurde. Obwohl Martha stets den Wunsch äußerte, zu ihrem Bruder nach Barntrup entlassen zu werden, musste sie in Eben-Ezer verbleiben und kam mehrfach in Familienpflege. Da sie die Anstalt häufig unerlaubt verließ, erfolgte am 31.12.1940 ihre Verlegung mit der Bemerkung „ungebessert“ in die Einrichtung Lindenhaus, Lemgo-Brake.
Einem Bericht in LIPPE EXTRA (17.01.1996) mit dem Titel „Hunde-Martha aus Lemgo starb im Alter von 83 Jahren“ lässt sich entnehmen, dass Martha – jetzt Martha D. – im Januar 1996 im Kreisaltersheim Blomberg verstarb. In Lemgo war sie wegen ihrer Tierliebe – sie nahm viele herrenlose Hunde und Katzen auf – , ihrer direkten Art, Dinge anzusprechen, und einer gewissen Extrovertiertheit eine „Person des öffentlichen Lebens“. Berichtet wird zudem, dass sie „Tausende von jungen Menschen“ aufgesucht habe, um ihnen zuzuhören und aus ihrem „ereignisreichen Leben“ zu erzählen. Auf dem Friedhof der Stiftung Eben-Ezer fand sie ihre ewige Ruhe.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 48.
August kam als Sohn des Erziehers Heinrich R. und seiner Ehefrau Anna in Kirchrode bei Hannover zur Welt. Er besuchte die Hilfsschule, die er ohne Abschluss verließ. Anschließend begann er eine Schusterlehre, die er wegen Überforderung bald wieder abbrechen musste. Daraufhin wurde er einem Pflegeheim in Hannover-Langenhagen zugewiesen. Der Amtsarzt diagnostizierte am 28. Februar 1941 „hochgradigen Schwachsinn (Idiotie)“ und wies ihn am 16. April 1941 in die Anstalt Eben-Ezer ein. Am 17. September beantragte die Anstalt mit dem Gutachten des Arztes Dr. Haberkant Adolfs Unfruchtbarmachung beim Erbgesundheitsgericht in Detmold. Das Gericht lehnte in seiner Sitzung vom 16. Mai 1942 diesen Antrag ab. Man habe „die volle Überzeugung gewonnen“, dass Adolf „an hochgradigem Schwachsinn“ leide, trage „aber Bedenken“, ob der Schwachsinn angeboren sei. Der leitende Richter berief sich dabei auf den Vater, der glaubhaft gemacht habe, sein Sohn sei mittels Zangengeburt zur Welt gekommen. Der damals behandelnde Arzt habe erklärt, Adolfs Kopf sei aufgrund des falschen Zangengebrauchs geschädigt worden. Deshalb sei der festgestellte Schwachsinn „mehr auf äußere Einflüsse als auf Erbanlage zurückzuführen.“ Ab 1942 arbeitete Adolf in der Gartenkolonne der Anstalt, später im Arbeitssaal. Adolf wurde am 14. Februar 1945 wegen der Lazaretterweiterung in Eben-Ezer in die Braker Landes- Heil- und Pflegeanstalt Lindenhaus verlegt. Von dort kehrte er am 20. Dezember – erkrankt an Lungentuberkulose und extrem abgemagert – nach Eben-Ezer zurück. Der junge Mann verstarb am 22. März 1946.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 148.
Heinz wurde in Detmold geboren. Seine Mutter Erna L. war von dem Vater geschieden. Am 14. April 1931 beantragte das Detmolder Wohlfahrtsamt bei der Lipp. Landesregierung, Heinz in Fürsorgeerziehung zu nehmen. Er habe nach Aussagen seines Lehrers den Leistungsanforderungen in der Hilfsschule nicht genügt und sei „ziemlich tiefstehend“ sowie „geistig beschränkt“. Er sei während des Unterrichts „verstockt und hinterhältig“, begehe sogar Diebstähle. Am 17. September 1935 wurde der Junge von einem Polizisten nach Eben-Ezer gebracht und dort aufgenommen. Anstaltsarzt Dr. Fiebig veranlasste, umfangreiche Nachforschungen zu seiner Familie durchführen, deren Ergebnisse in einer Sippentafel dokumentiert wurden. Fiebig diagnostizierte daraufhin „familiären Schwachsinn“ und empfahl dem Amtsarzt am 25. September die baldige Unfruchtbarmachung des Jungen. Den hierzu notwendigenAntrag richtete die Anstalt am 15. November 1935 mit Fiebigs Gutachten an das Erbgesundheitsgericht in Detmold, das am 10. Dezember die Sterilisation beschloss. Am 22. Januar 1936 wurde Heinz im Lemgoer Krankenhaus operiert. Nach der Entlassung aus der heiminternen Hilfsschule kam Heinz in die Fortbildungsklasse, wurde jedoch nach kurzer Zeit wieder ausgeschult. Den weiteren Verbleib in Eben-Ezer ordnete die Fürsorgestelle wegen „seines boshaften und heimtückischen Charakters“ an, zudem konnte man sich nicht vorstellen, ihn in Anbetracht der desolaten häuslichen Verhältnisse zu entlassen. Heinz wurde zu „Handreichungen in der Landwirtschaft“ der Anstalt herangezogen. Am 21. März 1939 kam er mit der Bermerkung „geheilt entlassen“ zu einem Lemgoer Landwirt in die Familienpflege.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 231.
Wilhelmine, die aus Dortmund – Dorstfeld stammte, war bei ihrer Aufnahme in Eben-Ezer am 19. Dezember 1934 mit dem Bergmann Julius S. verheiratet, der nach ihren Angaben erkrankt in der Landes-Heil- und Pflegeanstalt Dortmund Aplerbeck untergebracht war. Sie hatte zwei Kinder mit ihrem Ehemann, von denen eines starb. Darüber hinaus zeugte sie ein weiteres Kind mit ihrem Schwager. Nach Lemgo sei sie gekommen, um sich zunächst sterilisieren zu lassen. Der Amtsarzt beschrieb Wilhelmine in seinem Gutachten vom 28. November 1934 als „blöd und stumpf“, „äußerst unbeholfen und schwerfällig“. Wegen der „Gefahr des geschlechtlichen Missbrauchs“ und „wahllosen Geschlechtsverkehrs“ sei eine Sterilisation mit anschließender „Anstaltsverwahrung“ erforderlich. Der Antrag erfolgte am 12. März 1935, woraufhin das Detmolder Erbgesundheitsgericht tagte am 14. März und beschloss Wilhelmines Unfruchtbarmachung beschloss. Die Operation schloss sich am 2. April im Lemgoer Krankenhaus an. Am 10. August 1935 erfolgte ihre Entmündigung wegen Geisteskrankheit. Wegen mehrerer „Flucht- und Selbstmordversuche“ erfolgte am 10. November 1936 ihre Verlegung in die geschlossene Landes-Heil- und Pflegeanstalt Aplerbeck.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 174.
Magdalene wurde als Tochter der Eheleute Wilhelm und Frieda W. in Werl bei Bad Salzuflen geboren. Am 20. Januar 1925 kam sie auf Veranlassung der Fürsorgeeinrichtungen in das Diakonissenhaus in Detmold. Nach einem Bericht der Detmolder Hilfsschule habe sie sich im Unterricht „vorzüglich geführt“ und könne sogar zur Volksschule wechseln. Am 22. März 1934 nahm sie ein Landwirt in Hessloh bei Lage auf. Sie verrichtete Feldarbeiten zur Zufriedenheit der Bauernfamilie. Der Landwirt beschäftigte Magdalene jedoch wegen ihrer „Kontakte zu Männern“ nicht weiter, so dass sie im August 1935 ins Diakonissenhaus zurückkehren musste. Von dort kam sie am 2. Dezember nach Eben-Ezer, weil ihre Entwicklung „ungünstig“ verlaufen sei. Am Tag ihrer Aufnahme wies die Anstaltsleitung den Amtsarzt in Detmold auf Magdalenes angeborenen Schwachsinn hin und stellte am 28. Dezember nach umfangreichen Erkundigungen zu Mitgliedern ihrer Familie den Antrag auf Unfruchtbarmachung beim Erbgesundheitsgericht in Detmold. Das Gericht beschloss am 11. Februar 1936 ihre Unfruchtbarmachung und die Operation erfolgte am 16. März im Lemgoer Krankenhaus. Ab Februar 1936 arbeitete Magdalene im Haushalt ihres Lehrers und Hausvaters Herbert Müller, wo sie auch nach ihrer Entlassung aus Eben-Ezer, die am 1. Dezember 1938 erfolgte, verblieb.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 251.
Heinz wurde in Bad Salzuflen geboren. Seine Mutter war alleinstehend und er lebte bei seinen Großeltern. Am 20. Mai 1938 ordnete das Gericht auf Antrag der Fürsorgestelle Detmold Heinz‘ Unterbringung in der Erziehungsanstalt Schweicheln an. Dort blieb er wegen seines auffälligen Verhaltens für nur ein halbes Jahr und kehrte zunächst zu seinen Großeltern zurück. Am 11. Juni 1939 nahm ihn die Anstalt Eben-Ezer auf. Er besuchte die heiminterne Schule und verließ diese zu Ostern 1943 mit einem zufriedenstellenden Zeugnis. Anstaltsleiter Diehl stellte daraufhin am 16. April den Antrag auf Heinz‘ Unfruchtbarmachung beim Erbgesundheitsgericht Detmold, versehen mit dem von Anstaltsarzt Dr. Haberkant verfassten Gutachten. Die Sterilisation – der hierzu notwendige Beschluss des Gerichts steht nicht zur Verfügung - erfolgte am 21. September im Lemgoer Krankenhaus.
Heinz kam am 4. Mai 1943 in die Familienpflege zu einem Landwirt in Bösingfeld, der mit seinen Leistungen zufrieden war. Am 23. April 1945 teile er der Fürsorgebehörde mit, dass Heinz die Pflegestelle verlassen habe und sich bei einem anderen Hof aufhalte.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 227.
Margarete wurde in Göttingen als Tochter der Sophie W. geboren. Im Jahr 1926 verfügte das Amtsgericht ihre vorläufige Fürsorgeerziehung. Sie sei stark vernachlässigt gewesen und habe an den Folgen „von englischer Krankheit, Luftröhrenkatarrh, Drüsenschwellungen“ gelitten. Margarete kam zunächst ins Detmolder Diakonissenhaus. Ihr Lehrer der Fröbelschule Detmold beschrieb sie als schwierige Schülerin, die durch Aggressivität, „verbunden mit dauerndem Ungehorsam“ auffalle. Darüber hinaus wurde berichtet, dass das Kind stehle, lüge, Tiere vergewaltige, zerstörungssüchtig sei und einen „satanischen Blick“ habe. Bis zur Aufnahme in Eben-Ezer am 28. September 1931 lebte Margarete in drei weiteren Kinderheimen. Festgestellt wurde „angeborener Schwachsinn mit psychopathischen Zügen“. Am 24. Oktober 1935 stellte die Anstaltsleitung den Antrag auf Margaretes Unfruchtbarmachung beim Erbgesundheitsgericht in Detmold. Zur Begründung wurde angeführt, dass „alle bekannt gewordenen Blutsverwandten“ asozial und schwachsinnig seien. Margarete sei „sexuell triebhaft“ und „schon fortpflanzungsgefährlich“. Am 10. Dezember folgte der Beschluss des Gerichts zu ihrer Sterilisierung, die am 27. Januar 1936 im Lemgoer Krankenhaus erfolgte. Am 8. Dezember 1940 wurde Margarete zu einem Bauern in Remmighausen in Familienpflege gegeben. Im Februar 1941 verdächtigte man sie, im Haus der Familie einen Brand gelegt zu haben, was sich als falsch erwies, als die Tat einem dort lebenden Knecht nachgewiesen worden war. Im Jahr 1949 erlitt sie eine schwere Verletzung mit Lähmung der Beine, als ihr eine Kuh in den Unterleib getreten hatte. Nach Aufenthalten im Krankenhaus der Anstalt Eben-Ezer wurde Margarete am 8. August 1951 in die geschlossene Anstalt des Landeskrankenhauses Gütersloh verlegt.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 226.
Willi kam als Sohn der Wilhelmine W. in Stadthagen zur Welt. Am 19. August 1929 wurde er mit der Diagnose angeborener Schwachsinn mittleren Grades in Eben-Ezer aufgenommen. Dort besuchte er die heiminterne Hilfsschule bis Ostern 1936 und wurde anschließend für drei Jahre in der Fortbildungsklasse unterrichtet. Lehrer Müller bezeichnete ihn als seinen besten Schüler mit überwiegend guten Leistungen. Ab Oktober 1936 arbeitete Willi bei einem Malermeister in Lemgo, der seine handwerklichen Fähigkeiten schätzte, aber auf seine Diebereien hinwies. Am 27. Juli 1937 beschloss das Erbgesundheitsgericht in Detmold auf Antrag der Anstaltsleitung Willis Unfruchtbarmachung, die am 14. September im Lemgoer Krankenhaus durchgeführt wurde. Am 22. August 1942 wurde Willi von der Staatsanwaltschaft angeklagt, mehrere Diebstähle begangen zu haben, und am 21. September vom dortigen Schöffengericht zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Gleichzeitig erfolgte seine Entmündigung. Seine Strafe verbüßte er in einer Hannoveraner Haftanstalt.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 229.
Friedrich kam in Varenholz zur Welt. Seine Eltern, die auf der Domäne Varenholz arbeiteten, waren Karl und Wilhelmine M.. Am 28. Januar 1931 wurde er in Eben-Ezer mit der Diagnose „angeborener Schwachsinn“ aufgenommen. Friedrich stotterte sehr stark und war sehr gehemmt, worunter besonders sein schulisches Lernen litt. Die Anstaltsleitung stellte am 8. September 1934 den Antrag auf Unfruchtbarmachung beim Erbgesundheitsgericht in Detmold. Anstaltsarzt Dr. Fiebig schrieb in seiner Begründung, dass der Schwachsinn „in der Familie weit verbreitet“ sei, zudem seien Familienangehörige „kriminell“. Das Gericht beschloss am 18. Oktober 1934 Friedrichs Unfruchtbarmachung, wonach die Operation am 11. Dezember im Lemgoer Krankenhaus durchgeführt wurde. Nach der Schulentlassung zu Ostern 1935 konnte der Jugendliche in der Anstaltsgärtnerei mit einer Ausbildung beginnen. Er kehrte jedoch bereits am 14. September in sein Elternhaus zurück, wobei Dr. Fiebig ihm für seine weitere Entwicklung eine schlechte Perspektive ausstellte.
Quelle: AAE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 280.
Wilhelm wurde am 27. September 1912 in Rehme geboren und hatte einen Bruder. Schon wenige Jahre später starben beide Eltern an Lungentuberkulose, seine Mutter 1918 und sein Vater 1921. Der Tod des Vaters war offenbar der Anlass, den neun Jahre alten Wilhelm am 29. Oktober 1921 der Einrichtung Eben-Ezer mit der Diagnose „angeborene Imbezillität“ zu übergeben.
In Eben-Ezer wurde er in der anstaltseigenen Hilfsschule aufgenommen, machte dort „einige Fortschritte“, wo er auch am Konfirmationsunterricht teilnahm. Darüber heißt es im Schulbericht am 14. März 1928: „Er ist in der Lage die 10 Gebote, das Glaubensbekenntnis, das Vaterunser und viele Liederverse fehlerlos aufzusagen.“ Am 29. April 1928 wurde er konfirmiert. Darüber hinaus besuchte er die Fortbildungsschule. Im Anschluss wurde er zwischen 1931 und 1935 bei Maurerarbeiten eingesetzt. Einen Intelligenztest nahm der Anstaltsarzt im März 1935 vor. Da Wilhelm für den Einsatz in Familienpflege durchaus in Frage kam, entschied der Anstaltsarzt seine Sterilisation, die am 14. Juni 1935 im Krankenhaus von Lemgo durchgeführt wurde. Infolge dieses operativen Eingriffs litt er jedoch fortwährend unter Schmerzen, Entzündungen und anderen Beeinträchtigungen, die noch Ende 1936 auftraten, so dass er nicht mehr im Maurerhandwerk arbeiten konnte.
Am 8. April 1937 wurde Wilhelm N. mit den Vermerken „Idiotie, angeborener Schwachsinn“ und „ungeheilt“ in die Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt Warstein verlegt und verbrachte dort vier Jahre. Dann erfolgte eine weitere Verlegung in die Zwischenanstalt Eichberg am 27. Juli 1941, wo er bereits nach etwa zehn Monaten Aufenthalt im Alter von 30 Jahren am 31. Mai 1942 an „Herzstillstand“ starb.
Aus dem der Bewohnerakte beiliegenden kurzen Briefwechsel des Jahres 1937 zwischen dem Onkel Wilhelm Ns., der denselben Namen wie sein Neffe trug und 1933 zu seinem „Pfleger“ bestellt worden war, und dem damaligen Anstaltsleiter Eben-Ezers Heinrich Diehl geht hervor, dass der Onkel über die Verlegung seines Neffen nach Warstein am 8. April 1937 ebenfalls nicht informiert worden war. Denn er forderte am 7. September 1937 die Verantwortlichen der Einrichtung auf, ihm mitzuteilen, „wie es meinem Neffen Willi N. geht.“ Der Anstaltsleiter informierte den Onkel am 9. September über die Verlegung seines Neffen im März nach Warstein und fügte hinzu: „Wir konnten leider aus Zeitmangel nicht die Angehörigen der überführten Pfleglinge benachrichtigen. Es tut uns leid, dass dies nicht anderweitig geschehen ist.“
Quellen: Unverzeichnete Bewohnerakte Eben-Ezer in Lemgo (Altregistratur, Keller der Hauptverwaltung); Aufnahmebuch Männer, Nr. 365 (AEE, Best. Verwaltung, Nr. 137); Entlassbuch Männer, Nr. 507 (AEE, Best. Verwal
Johanna wurde in Göttingen als Tochter der Hermine B. geboren. Im Jahr 1925 kam sie nach Eben-Ezer, nachdem sie vorher in einem lippischen Kinderheim betreut worden war. In einem Brief an das Lemgoer Lindenhaus, wo ihre Mutter zum damaligen Zeitpunkt versorgt wurde, kennzeichnete Anstaltsarzt Dr. Fiebig das Mädchen als „kleine Psychopathin“. Johanna besuchte bis Ostern 1934 die heiminterne Hilfsschule und erhielt ein Schulentlassungszeugnis mit guten und sehr guten Noten in allen Fächern. Dr. Fiebig kündigte am 24. August 1934 dem Kreiswohlfahrtsamt in Detmold die Notwendigkeit ihrer Sterilisation an, um sie anschließend in eine Familienpflege geben zu können. Aufgrund ihrer guten Leistungen hielt man eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin für möglich. Nach Antrag der Anstaltsleitung beschloss das Detmolder Erbgesundheitsgericht am 18. April 1935 Johannas Unfruchtbarmachung wegen angeborenen Schwachsinns. Die Operation wurde am 21. Juni im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung durchgeführt. Zum 1. November 1937 kam sie als Familienpflegling zu einem Landwirt nach Herbrechtsdorf und wurde 1939 aus der Anstalt entlassen, kehrte aber 1946 dorthin zurück. Laut Anstaltsarzt Dr. Bruker plante sie im Jahr 1952 die Heirat mit ihrem Verlobten aus Entrup. Sie sei jedoch zur „Einsicht gebracht“ worden, „dass das nicht gut gehen würde“. Auch 1959, Johanna war inzwischen entmündigt worden, verhinderte ihr Vormund ihre Verheiratung. Johanna arbeitete auf verschiedenen Bauernhöfen und kam immer wieder in die Anstaltsbetreuung. Am 13. Mai 1998 beantragte sie mit Unterstützung des Bund der „Euthanasie“-Geschädigten und Zwangssterilisierten eine Entschädigung für erlittenes Unrecht. Sie verstarb am 18. Juli desselben Jahres und fand ihre letzte Ruhestätte auf dem Anstaltsfriedhof.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten. Nr. 330.
Walter wurde als Sohn des Friedrich Wilhelm H. und seiner Ehefrau Friederike in Hunnebrock, Kreis Herford, geboren. Laut Bericht eines Pastors lebte die Familie, zu der dreizehn Kinder zählten, in ärmlichsten Verhältnissen. Walter wurde zunächst in der Erziehungseinrichtung Schweicheln betreut und kam am 16. April 1919 mit der Diagnose „angeborene Debilität bis Imbezillität“ nach Eben-Ezer. Er besuchte die Anstaltsschule und arbeitete von 1926 bis 1932 mit großem Fleiß im Schweinestall der Anstalt. Anschließend kam er in Familienpflege zu einem Landwirt in Herbrechtsdorf. Auf Antrag der Anstaltsleitung beschloss das Erbgesundheitsgericht in Detmold am 23. August 1934 seine Unfruchtbarmachung wegen „angeborenen erblichen Schwachsinns“. Am 13. Dezember erfolgte die Operation im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung. Er kehrte zunächst zum Bauern in Herbrechtsdorf zurück, um am 1. September 1935 zu einem Landwirt nach Bösingfeld zu wechseln. Am 30. November 1935 wurde Walter mit dem Vermerk „gebessert“ aus der Fürsorgeerziehung entlassen und arbeitete weiterhin als Knecht in seiner bisherigen Stelle.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 329.
Erika wurde in Eppendorf bei Wattenscheid geboren. Ihre Eltern Karl und Maria B. lebten in einfachsten Verhältnissen. Der Vater war schwer kriegsbeschädigt und verrentet. Die Familie zog mehrmals um und wohnte auch in verschiedenen lippischen Gemeinden. Vater und Mutter kamen am 12. August 1943 bei einem Luftangriff auf Bochum ums Leben. Auf Beschluss des lippischen Landesjugendamtes wurde Erika am 11. April 1940 in die Erziehungseinrichtung Schweicheln bei Herford eingewiesen und am 18. November 1940 in die Anstalt Eben-Ezer verlegt. Dort besuchte sie bis Ostern 1943 die Anstaltsschule und arbeitete anschließend in der Einrichtung. Laut Register des Erbgesundheitsgerichts Detmold, in der Bewohnerakte finden sich keine Einträge, wurde Erika auf Beschluss des Gerichts vom 4. Februar 1944 am 24. Januar 1945 zwangsweise sterilisiert. Erika lebte bis zu ihrem Tod im Jahr 1988 in der Einrichtung und wurde auf dem Anstaltsfriedhof beigesetzt.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 322.
Erna kam als Tochter des Heinrich M. und seiner Ehefrau Wilhelmine Schäkel in Steinbergen bei Bückeburg zur Welt. Im Alter von 9 Jahren kam sie in die Erziehungseinrichtung Gotteshütte in Kleinenbremen, wo sie fünf Jahre lang in der Hilfsschule unterrichtet wurde. Am 21. Januar 1935 erfolgte ihre Verlegung „wegen zunehmender Erziehungsschwierigkeit“ nach Eben-Ezer. Auf Antrag der Anstaltsleitung beschloss das Erbgesundheitsgericht in Detmold am 18. Juli 1939, dass die junge Frau wegen angeborenen Schwachsinns unfruchtbar zu machen sei. Im April 1941 fand die Einrichtung für Erna erstmalig eine Familienpflegestelle bei einer Familie in Lage Heiden. Bis zu ihrer Verrentung war sie in in einer Reihe von Pflegestellen tätig. Erna vesrtarb am 14. November 2002 in Eben-Ezer und wurde auf dem Anstaltsfriedhof beigesetzt.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 328.
Wilhelm kam als Sohn des Schuhmachers Hermann S., der taubstumm war, und seiner Mutter Julie in Detmold zur Welt. Während seiner Geburt verstarb die Mutter, die an einer schweren Lungenentzündung gelitten hatte. Wilhelm wurde im Detmolder Diakonissenhaus betreut und kam zum 31. März 1924 in die Anstalt Erben- Ezer, am 24. Januar 1927 nach Hause entlassen und am 15. Juni 1933 wieder aufgenommen. Einem Schreiben des Anstaltsleiters Diehl zufolge, diagnostizierte man für ihn einen leichten bis mittleren Schwachsinn. Wilhelm habe nicht gesprochen und erst allmählich Sprechversuche unternommen. In der Einrichtung besuchte er die Hilfsschule und wurde ab April 1934 in der Schuhmacherei beschäftigt. Das Erbgesundheitsgericht Detmold beschloss am 8. Oktober 1935 Wilhelms Unfruchtbarmachung, die Operation erfolgte am 19. November 1935. Er erhielt eine Entschädigung aus dem Topf für Zwangssterilisierte. Wilhelm S. lebte bis zu seinem Tod am 7. Januar 2005 in der Einrichtung und wurde auf dem Friedhof beigesetzt.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 327.
Johannes kam in Bednoren, Kreis Pillkallen/Ostpreußen zur Welt und wohnte vor der Einweisung in Eben-Ezer in Gladbeck. Sein Vater war verstorben, seine Mutter galt als unbekannt. Lisbeth war seine Schwester, die in der Nähe von Insterburg/Ostpreußen lebte. Am 6. April 1925 wurde Johannes auf Veranlassung des Amtsarztes in Gladbeck mit der Diagnose „angeborener Schwachsinn mittleren Grades“ in Eben-Ezer aufgenommen. Dort galt er als „umgänglicher, ruhiger und gehorsamer Junge“, der in der Gärtnerkolonne arbeitete. Am 17. August 1934 stellte die Anstaltsleitung den Antrag auf Unfruchtbarmachung beim Erbgesundheitsgericht in Detmold. Das Gericht beschloss am 20. September, Johannes wegen angeborenen Schwachsinns steriliseren zu lassen. Die Operation erfolgte am 12. November desgleichen Jahres im Lemgoer Krankenhaus. Johannes verblieb in Eben-Ezer und wurde am 8. April 1937 auf Anordnung des westfälischen Oberpräsidenten in die Heil- und Pflegeanstalt Warstein verlegt. Seine Entlassung erfolgte laut Patientenakte, die im LWL-Archiv Münster aufbewahrt wird, am 14. Februar 1938. Er kam in Familienpflege zu einem Landwirt nach Suttrop bei Warstein und war dort bis Anfang der 1970er Jahre beschäftigt.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 340.
Dora wurde als Tochter des Gustav H. und seiner Ehefrau Friederike in Göttingen geboren. Der Vater kam 1920 beim Holzfällen ums Leben. Nach Wiederverheiratung der Mutter wohnte sie bei ihrem Stiefvater in Detmold. Sie kam am 22. Juni 1934 mit der Diagnose angeborener Schwachsinn und Epilepsie nach Eben-Ezer. Am 4. April 1935 beschloss das Erbegesundheitsgericht in Detmold ihre Unfruchtbarmachung. Die Operation erfolgte am 21. Mai im Lemgoer Krankenhaus. Dora verblieb in Eben-Ezer und wurde 1948, nachdem sie an Lungentuberkulose erkrankt war, ins Lemgoer Lindenhaus verlegt. Anschließend kehrte sie nach Eben-Ezer zurück. Laut Patientenakte wurde Dora 1965 in den Wittekindshof bei Bad Oeynhausen verlegt. Sie verstarb nach Informationen des Kreises Lippe Anfang der 1970er Jahre im Landeskrankenhaus Warstein.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 341.
Hildegard kam in Lemgo zur Welt. Ihre Mutter war Marie H., ihr Vater hatte die Familie verlassen. Auf Beschluss des Lemgoer Amtsgerichts vom 13. Oktober 1921 wurde Hildegard zunächst in der Fürsorgeeinrichtung Sofienheim der Gemeinde Heiligenkirchen untergebracht und verblieb dort bis Ostern 1928. Am 20. Januar 1929 kam sie nach Eben-Ezer und besuchte dort die Fortbildungsschule. Eine Lehrerin lobte ihren Arbeitseifer und bezeichnete sie in einem Bericht vom 20. Dezember 1930 als „aufmerksam, höflich und freundlich“. Am 16. Januar 1934 teilte Anstaltsarzt Dr. Fiebig dem Jugendamt Lemgo mit, dass Hildegard als „Schwachsinnige unter das Sterilisierungsgesetz“ falle und stellte am 13. April 1934 den Antrag auf ihre Unfruchtbarmachung beim Erbgesundheitsgericht Detmold. Das Gericht beschloss am 26. April 1934, Hildegard zu sterilisieren. Die Operation erfolgte am 12. Juni im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung. Am 24. Juli wurde sie aus der Anstalt entlassen und kam in Familienpflege, war in verschiedenen Familien untergebracht, hatte aber wenig Durchhaltevermögen und kehrte immer wieder in die Anstalt zurück. Die Eintragungen in der Bewohnerakte enden mit dem 29. Juli 1941, als Hildegard in das Lemgoer Lindenhaus verlegt wurde.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 342.
Wilhelm wurde in Hiddesen als Sohn des Gottlieb H. und seiner Ehefrau Sophie geboren. Seine Mutter starb im Jahr 1919 an einer Rückenmarkserkrankung. Infolge einer langwierigen Entzündung verkürzte sich Wilhelms linkes Bein, so dass sein linker Unterschenkel am 27. Dezember 1935 amputiert werden musste. Von 1915 bis 1923 besuchte Wilhelm die Hilfsschule in Detmold. Am 1. September 1925 nahm ihn die Anstalt Eben-Ezer auf, wo er die Fortbildungsschule besuchte und in der Schneiderei arbeitete. In der „Schneiderstube“ sei er „friedlich und immer guter Dinge“ sowie „arbeitsam“ gewesen. Anstaltsarzt Dr. Fiebig stellte am 16. März 1935 den Antrag auf seine Unfruchtbarmachung beim Erbgesundheitsgericht in Detmold wegen „angeborenen erblichen Schwachsinns“. Das Gericht tagte am 4. April 1935 und beschloss, Wilhelm sterilisieren zu lassen. Die Operation erfolgte am 3. Mai 1935 im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung. Wilhelm lebte weiterhin in Eben-Ezer und galt als „fleissiger Arbeiter“ in der Schneiderstube. Im März 1945 erkrankte er an „heftigen Durchfällen“, die immer wieder auftraten und ihn mehr und mehr schwächten. Er verstarb am 12. Dezember 1945. Als Todesursache wurde „Sepsis“ vermerkt.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 343.
Inge wurde in Hannover als Tochter des Max B. und der Erna G. geboren. Am 30. Dezember 1935 kam sie mit der Diagnose „Schwachsinn“ ins Jugendwohnheim Kleefeld, am 21. März 1936 in die Landes- Heil- und Pflegeanstalt Hannover-Langenhagen und am 19. März 1938 in die Heil- und Pflegeanstalt Rotenburg bei Hannover. Ihre Verlegung nach Eben-Ezer erfolgte am 10. Oktober 1941. Dort besuchte sie die Hilfsschule der Anstalt. Laut Bericht des damaligen Anstaltsleiters Müller vom 30. Dezember 1950 wurde Inge am 19. Oktober 1943 sterilisiert und kam 1944 zur Familienpflege nach Hannover. Sie befand sich in verschiedenen Pflegestellen und kehrte immer wieder nach Lemgo zurück. Im Jahr 1952 erfolgte ihre Entlassung aus der Anstalt. Inge arbeitete als Haushaltshilfe bei einer Familie in Solingen-Ohligs, wo sie sich laut Eintragungen in der Bewohnerakte auch im Jahr 1966 befand.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 337.
Wilhelmine und Emma, Mutter und Tochter, lebten in Eben-Ezer. Wilhelmine kam in Lipperode im Kreis Lippstadt zur Welt. Ihre Eltern, mit denen sie im lippischen Horn gewohnt hatte, waren laut Bewohnerakte früh verstorben und sie kam in Fürsorgeerziehung. Zuständig war das Wohlfahrtsamt in Lippstadt, zudem die lippische Fürsorgeeinrichtung. Wilhelmine wurde von 1910 bis 1922 in Eben-Ezer betreut, bis 1928 arbeitete sie in verschiedenen Pflegestellen, kehrte dann nach Eben-Ezer zurück. Laut Akte hatte sie zwei Kinder unehelich geboren. Der Anstaltsarzt Dr. Fiebig hielt Wilhelmine für „sexuell triebhaft und ohne Verantwortungsgefühl“. Am 14. Juli 1931 teilte Fiebig der Bezirksfürsorgestelle in Horn mit, dass er im Hinblick auf die Anstaltsentlassung ihe Unfruchtbarmachung notwendig erachte. Wilhelmine habe bereits ihr Einverständnis erklärt. Die Rechtslage bezüglich einer Sterilisierung war zum damaligen Zeitpunkt unklar, hinzu kam, dass Wilhelmine wegen ihres Geisteszustands keine Einwilligung geben konnte. Laut Akte erklärte eine Fürsorgeschwester aus Lipptstadt, die für die inzwischen entmündigte Wilhelmine zum Vormund bestellt war, am 17. Januar 1934 ihr Einverständsnis zur Unfruchtbarmachung. Gemäß Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses, das zum 1. Januar 1934 in Kraft trat, beschloss das Erbgesundheitsgericht in Paderborn am 25. September 1934 Wilhelmines Unfruchtbarmachung, woraufhin die Operation am 4. Dezember desselben Jahres erfolgte. In den Folgejahren war Wilhelmine in verschiedenen Pflegestellen untergebracht. Sie lebte bis zu ihrem Tod im Jahr 1969 in der Eben-Ezer und wurde auf dem Anstaltsfriedhof begraben.
Emma kam in Münster zur Welt. Sie wurde bis zu ihrer Aufnahme in Eben-Ezer am 30. April 1941 in der Detmolder Paulinenanstalt betreut. Hinsichtlich einer Entlassung aus der Anstalt mit anschließender Unterbringung in Pflegestellen plädierte der damalige Anstaltsarzt Dr. Haberkant für Emmas Unfruchtbarmachung. Die Bewohnerakte enthält keine Unterlagen bezüglich einer durchgeführten Sterilisation. Emma befand sich zeitlebens in der Betreuung durch die Stiftung Eben-Ezer, wo sie am 24. Mai 2005 verstarb auf dem Anstaltsfriedhof beigesetzt wurde.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 337.
Wolfgang kam in Leopoldshöhe zur Welt. Seine Eltern waren Wilhelm und Alwine K., deren Ehe geschieden wurde. Der Vater starb 1931 im Alter von 51 Jahren an einem Krebsleiden. Nach der Entlassung aus der Volksschule erhielt Wolfgang im April 1937 eine Stelle als Laufbursche in einer Bielefelder Wäschefabrik. Wegen Geschlechtsverkehrs mit Jungen seines Alters und wegen Vergewaltigung mehrerer Kinder wurde er zu einer 3-monatigen Haftstrafe verurteilt. Am 19. Mai 1938 kam Wolfgang aufgrund der angeordneten Fürsorgeerziehung in der Buchenhof der Anstalt Schweicheln. Seine Aufnahme in Eben-Ezer erfolgte wegen Psychopathie am 18. September 1939.
Wolfgang änderte sein Verhalten nicht, indem er weiterhin wegen homosexueller Handlungen und der Vergewaltigung junger Mädchen straffällig wurde. Am 22. Oktober 1942 verurteilte ihn ein Gericht wegen dieser Sittlichkeitsverbrechen zu einer 3jährigen Haftstrafe, gleichzeitig erfolgte der Beschluss, ihn kastrieren zu lassen.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr.
Wanda wurde als Tochter des Emil L. und seiner Ehefrau Emilie in Dortmund geboren. Das dortige Wohlfahrtsamt nahm sie in Fürsorgeerziehung und veranlasste zum 31. März 1930 ihre Aufnahme in Eben-Ezer. Anstaltsarzt Dr. Fiebig beschrieb Wanda in einem Bericht vom 14. Oktober 1931 an den Landesfürsorgeverband in Münster als still und scheu, verlegen und unbeholfen, „sonst willig und verträglich“. Die junge Frau besuchte bis August 1932 die interne Fortbildungsschule für Mädchen mit zufriedenstellenden Leistungen. Sie melde sich nie, gebe aber, wenn sie „aufgerufen“ werde, „meistens die richtige Antwort.“ Die Anstaltsleitung stellte am 22. Februar 1935 den Antrag auf Wandas Unfruchtbarmachung beim Erbgesundheitsgericht in Detmold. Anstaltsarzt Fiebig fand in seiner Beurteilung keine Anhaltspunkte „für eine exogene Verursachung des Leidens“, das er als „erblich“ einstufte. Das Gericht tagte am 14. März 1935 und beschloss Wandas Unfruchtbarmachung wegen erblichen Schwachsinns. Die Operation erfolgte am 30. April 1935 im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung. Am 9. März 1936 kam Wanda versuchsweise zu ihren Eltern und wurde am 2. Juli endgültig aus Eben-Ezer entlassen.
Quelle: AAE. Bestand Bewohnerakten, Nr.
Fritz kam als Sohn des Fritz M. und seiner Ehefrau Martha in Bremen zur Welt. Er stand nach der Entlassung aus einer Hilfsschule wegen mehrerer Diebstähle unter Fürsorgeaufsicht und war vor seiner Aufnahme in Eben-Ezer, die am 20. Mai 1931 erfolgte, in verschiedenen Heimen betreut worden. Der Anstaltsleiter stellte am 20. November 1934 den Antrag beim Erbgesundheitsgericht in Detmold, Fritz sterilisieren zu lassen. In seinem Gutachten diagnostizierte Anstaltsarzt Dr. Fiebig „Schwachsinn mit starken antisozialen Neigungen.“ Das Erbgesundheitsgericht schloss sich in seiner Sitzung vom 14. März 1935 dieser Darstellung an und beschloss Fritzens Unfruchtbarmachung. Die Operation erfolgte am 3. Mai 1935 im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung. Der Anstaltsleiter brachte Fritz am 7. Juni 1935 bei einem Landwirt in Lemgo-Laubke zur Familienpflege unter. In der Folge arbeitete er auf verschiedenen Höfen und wurde am 6. Januar 1941 aus Eben-Ezer entlassen, um in Bremen eine Stelle in der Schweinezucht anzunehmen.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr.
Minna kam als Tochter des Karl K. und seiner Ehefrau Auguste in Niederbecksen, Kreis Minden, zur Welt. Sie wurde aus der 3. Klasse der Volksschule entlassen und hatte besondere Probleme im Rechnen. Versuche, das Mädchen nach seiner Schulzeit in Arbeitsstellen unterzubringen, waren immer wieder fehlgeschlagen. In der Krankengeschichte der Anstalt Eben-Ezer, die Minna am 3. November 1931 aufgenommen hatte, beschrieb man sie sie als imbezill, haltlos und schwer erziehbar. Nachdem die junge Frau sich im Jahr 1933 „als Familienpflegling leidlich bewährt hatte“, teilte man ihr zu Beginn des Jahres 1934 mit, dass sie im Hinblick auf ihre Anstaltsentlassung sterilisiert werden müsse. Bereits am 13. Januar beantragte die Anstaltsleitung ihre Unfruchtbarmachung beim Erbgesundheitsgericht in Bielefeld, woraufhin eine Weiterleitung an das Erbgesundheitsgericht in Detmold erfolgte. Anstaltsarzt Dr. Fiebig schrieb in seiner Begründung, dass bei Minna „Fortpflanzungsgefahr“ bestehe und diagnostizierte „Schwachsinn mit Asozialität“. Das Gericht tagte am 23. August 1934 und beschloss Minnas Unfruchtbarmachung. Die Operation erfolgte am 30. Oktober 1934 im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung. Am 24. Oktober 1935 entließ man sie aus der Anstalt Eben-Ezer. Der Bewohnerakte ist zu entnehmen, dass Minna 1942 als Hausmädchen tätig war, zudem findet sich ein Brief ihrer Schwägerin an die Anstaltsleitung aus dem Jahr 1991 mit Bitte, ihr Unterlagen bezüglich der erfolgten Sterilisation zuzuleiten.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr.
Gertrud und Helene kamen als Töchter des Alfred D. und seiner Ehefrau Louise in Bad Pyrmont zur Welt und hatten sieben Geschwister. Die Familie, der Vater war Gelegenheitsarbeiter, lebte in ärmlichsten Verhältnissen. Das Wohlfahrtsamt des Kreises Hameln-Bad Pyrmont brachte die beiden Mädchen mit der Diagnose „Schwachsinn mittl. Grades“ gemeinsam mit den Brüdern Kurt und Werner am 27. Januar 1939 in der Fürsorgeerziehungsanstalt Rotenburg bei Hannover unter, um ihrer weiteren „Verwahrlosung“ entgegen zu wirken. Der Oberpräsident der Provinz Hannover verfügte allerdings am 23. Januar 1940 die Entlassung der Kinder. Laut ärztlichem Gutachten seien sie „wegen geistiger Regelwidrigkeiten für die Fürsorgeerziehung nicht geeignet“. Am 10. Oktober 1941 wurden Gertrud und Helene nach Eben-Ezer verlegt. Die Anstaltsleitung stellte am 13. April 1944 den Antrag auf Unfruchhtbarmachung der beiden Schwestern beim Erbgesundheitsgericht in Detmold. Anstaltsarzt Dr. Haberkant begründete den Antrag und diagnostizierte für Helene „Angeborenen Schwachsinn“ und „schwere erbliche Belastung“. Das Gericht tagte am 27. Juni 1944 und beschloss wahrscheinlich die Unfruchtbarmachung der Mädchen. Die Operationen, das genaue Datum war nicht zu ermitteln, erfolgten vermutlich im August 1944. Im selben Monat kamen Gertrud und Helene nämlich in Familienpflege zu Lemgoer Familien. In der Folgezeit arbeiteten sie in verschiedenen Haushalten. Im Jahr 1952 erkrankte Helene an Lungentuberkulose und am 31. Juli 1958 endete ihr Aufenthalt in Eben-Ezer. Sie kehrte nach Hause zurück, während Gertrud bis zu ihrer Entlassung am 23. September 1960 in Familienpflege verblieb, zuletzt als Hilfskraft im Krankenhaus der Anstalt Eben-Ezer.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 884 und Nr. 885.
Anni kam als Tochter des August B. und seiner Ehefrau Johanne in Spenge, Kreis Herford, zur Welt und wohnte mit ihnen in Dornberg bei Bielefeld. Sie arbeitete nach der Schulentlassung in einem Bielefelder Betrieb und gab sich „frech, störrisch, arbeitsunlustig, schmutzig, unordentlich“ und beging kleine Diebereien, so dass die Eltern wohl mit ihrer Erziehung überfordert waren. Auf deren Wunsch hin veranlasste die Sozialverwaltung des Kreises Bielefeld am 3. Juli 1944 ihre Einweisung in die Anstalt Eben-Ezer. Prof. Dr. Schorsch diagnostizierte in seinem Gutachten vom 19. Mai 1944 „nicht unerheblichen Schwachsinn“ und votierte für „Heimerziehung“. Anni falle unter das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses. Den Akten ist der Antrag auf Unfruchtbarmachung beigefügt. Anni wurde am 26. April 1945 aus der Anstalt entlassen und kehrte nach Hause zurück. Aus einer Notiz geht hervor, dass die Frage der Sterilisierung noch im Raum stehe.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 883.
Jutta wurde in Göttingen geboren. Der Vater war früh verstorben. Sie hatte zwei leibliche Schwestern und eine Schwester aus der 2. Ehe ihrer Mutter. Das Wohlfahrtsamt der Stadt Hannover verfügte ihre Heimeinweisung und sie wurde am 27. Mai 1942 in Eben-Ezer aufgenommen. Festgestellt worden seien laut Bericht des Amtsarztes angesichts „trostloser Verhältnisse“ „Verwahrlosung und Neigung zum Herumtreiben“. Die Anstaltsleitung beantragte ihre Unfruchtbarmachung beim Erbgesundheitsgericht in Detmold. Anstaltsarzt Dr. Haberkant kennzeichnete Jutta als „Psychopathin“, „beschränkt und haltlos. Das Gericht tagte am 31.12.1944 und beschloss, die Jugendliche sterilisieren zu lassen. Die Operation erfolgte am 1. März 1945 im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung. Jutta kam anschließend in Familienpflege und arbeitete in verschiedenen Haushalten. Am 3. Dezember 1953 wurde sie in das Frauen- und Mädchenheim Himmelsthür bei Hildesheim verlegt. Einem Briefwechsel mit dem damaligen Anstaltsleiter Herbert Müller konnte entnommen werden, dass Jutta von 1958 bis 1963 in Liebenburg / Harz lebte.
Juttas Schwester Gerda war ebenfalls Bewohnerin der Anstalt Eben-Ezer. Laut Register des Erbgesundheitsgerichts Detmold wurde auch sie am 1. März 1945 zwangssterilisiert. Eine Bewohnerakte steht nicht zur Verfügung.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 38
Heinz kam in Bochum zur Welt. „Infolge seiner schwierigen Erziehbarkeit“ wurde er seit seiner Geburt auf Veranlassung des lippischen Wohlfahrtsamtes in mehreren Kleinstheimen betreut. Amtsarzt Dr. Frenzel bezeichnete Heinz in seiner Stellungnahme zur Einweisung in die Anstalt Eben-Ezer als „degenerativen Psychopathen. Die Aufnahme erfolgte am 18. Oktober 1933. Bis Ostern 1937 besuchte Heinz die anstaltsinterne Hilfsschule und anschließend für zwei Jahre die Fortbildungsklasse. Dann wurde er in der Gärtnerei angelernt. Am 28. Mai 1938 stellte Anstaltsleiter Heinrich Diehl den Antrag zu Heinz‘ Unfruchtbarmachung an das Erbgesundheitsgericht in Detmold. Anstaltsarzt Dr. Haberkant begründete den Antrag, indem er den Jungen als „lügenhaft, streitsüchtig, roh“ sowie „sexuell triebhaft“ beschrieb, er sei „sowohl väterlicherseits, aber auch mütterlicherseits belastet“. Das Gericht tagte am 11. Oktober 1938 und fasste den Beschluss, Heinz sterilisieren zu lassen. Die Operation folgte am 14. November im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung. Anschließend kam Heinz als Familienpflegling zu einem Landwirt in Bösingfeld. In der Bewohnerakte findet sich der Eintrag, dass er im Jahr 1989 über Frau Nowak, Bund der ‚Euthanasie‘- Geschädigten und Zwangssterilisierten, von der Anstaltsverwaltung Unterlagen zu seiner erlittenen Unfruchtbarmachung anfordern ließ.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 165.
Marie wurde als Tochter des Simon Heinrich P. und seiner Ehefrau Clementine in Lage geboren. Die Eltern verstarben und Marie erhielt als „Vollwaise“ einen Vormund. Der Magistrat der Stadt Lage wandte sich mit einem Schreiben vom 1. Juli 1924 an Anstaltsleiter Heinrich Diehl und beantragte, Marie dort aufzunehmen. Sie sei „schwachsinnig, aber kräftig und imstande, landwirtschaftliche Arbeiten zu verrichten. Am 30. Juli 1924 kam die junge Frau nach Eben-Ezer. Mit Schreiben vom 19. Februar 1932 berichtete Anstaltsarzt Dr. Fiebig dem Jugendamt der Stadt Lage, dass Marie „ziemlich fleissig, stetig und ordentlich“ sei. „Draussen“ könne sie aber nicht „erhalten“. Am 5. Juni 1935 beantragte die Anstaltsleitung beim Erbgesundheitsgericht in Detmold Maries Unfruchtbarmachung. Das Gericht tagte am 13.6.1935 und folgte dem Antrag. Am 29. August wurde Marie zur „operativen Unfruchtbarmachung“ ins Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung eingewiesen. Das Datum der Operation ließ sich nicht ermitteln. Laut Bewohnerakte lebte Marie viele Jahre in der Einrichtung, verstarb dort am 24. April 1981 und wurde am 29. April auf dem Anstaltsfriedhof beigesetzt.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 882.
Alfred kam als Sohn des Emil O. und seiner Ehefrau Maria in Herne zur Welt. Zur Familie gehörten viele Kinder. Nach dem Tod seiner Mutter, die bei der Geburt ihres dreizehnten Kindes im Jahr 1924 verstarb, erhielt Alfred im Rahmen der Fürsorgeerziehung einen Vormund. Sein Vater, suchtkrank und arbeitslos, hatte die Familie verlassen. Der Junge kam zunächst in ein Waisenhaus der Stadt Herne und lebte bis 1932 in einem Heim der Gemeinde Stapelage bei Lage. Dort hatte er eine Ausbildung zum Tischler absolviert und wurde von seinem Meister, der die Pflegschaft übernommen hatte, als Geselle weiter beschäftigt. Am 9. November 1932 erlitt er bei der Arbeit einen schweren Unfall, als er aus drei Metern Höhe abstürzte und sich innere Verletzungen zuzog. Er wurde im Detmolder Krankenhaus operiert und dort mehrmals aufgenommen. Bei seiner endgültigen Entlassung im März 1933 traten erste „Anfälle“ auf, die sich wiederholten. Er wurde am 18. Oktober 1933 mit der Diagnose „genuine Epilepsie“ in Eben-Ezer aufgenommen, nachdem Anstaltsarzt Fiebig seine „Anfälle“ zunächst auf den erlittenen Unfall zurückgeführt hatte. Bereits im Januar 1934 erfolgte der Vermerk, dass Alfred, der starke Beruhigungsmittel erhielt, „als Epileptiker unter das Sterilisierungsgesetz“ falle. Daraufhin stellte die Einrichtung am 26. März den Antrag auf seine Unfruchtbarmachung beim Erbgesundheitsgericht in Bochum, welcher „zuständigkeitshalber“ dem Detmolder Erbgesundheitsgericht zugeleitet wurde. Das Gericht tagte am 17. Mai 1934 und verfügte, Alfred zunächst in Bethel untersuchen zu lassen, ob „erbliche Fallsucht“ vorliege. Am 23. August 1934 beschloss das Detmolder Gericht Alfreds Unfruchtbarmachung. In der Begründung wurde darauf hingewiesen, dass auch der Leiter der Anstalt Bethel „erbliche Epilepsie“ festgestellt habe. Die Operation erfolgte am 29. September 1934 im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung. Ab 1. Dezember 1934 wurde Alfred offiziell als Familienpflegling geführt und verblieb in der Anstaltstischlerei, wo er „seine Arbeit recht treu und regelmässig“ ausführte. Am 31. März 1936 endete die Familienpflege. Alfred verlobte sich im Dezember 1941 und wohnte in Lemgo. Mehreren Schreiben aus den Jahren 1966 und 1967 lässt sich entnehmen, dass er beim Sozialgericht Detmold gegen die Norddeutsche Holz-Berufsgenossenschaft vermutlich wegen der Durchsetzung von Versorgungsansprüchen klagte und deshalb seine „Krankenunterlagen“ bei der Anstaltsleitung anforderte, wozu die Einrichtung „wegen des ärztlichen Berufsgeheimnisses“ nicht bereit war. Schließlich stellte ihm Eben-Ezer am 22. September 1986 entsprechende Unterlagen zur Verfügung.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 879.
Friedrich-Wilhelm kam als Sohn des Fritz S. und seiner Ehefrau Friederike in Spork bei Lemgo zur Welt. Am 30. Januar 1931 ersuchte die Detmolder Diskonissenanstalt die Anstalt Eben-Ezer, Fritz „eine Zeitlang zur Beobachtung“ aufzunehmen. Die Aufnahme erfolgte am 8. April. Am 16. Juni erhielt die Bezirksfürsorgestelle in Detmold eine Stellungnahme. Es liege ein „mittelgradiger Schwachsinn (Imbezillität)“ vor, zudem sei der Junge „in charakterlicher Hinsicht“ „fraglos minderwertig“. Eben- Ezer sei „die für ihn durchaus geeignete Erziehungsstätte“. Am 12. Mai 1934 teilte Anstaltsarzt Dr. Fiebig dem Kreiswohlfahrtsamt Detmold mit, dass der „Pflegling“ an einer „rechtsseitigen Armlähmung“ leide und in der Schule „gute Fortschritte“ mache. Fiebig stellte im Auftrag der Anstaltsleitung am 15. August 1935 den Antrag auf Friedrich-Wilhelms Unfruchtbarmachung beim Erbgesundheitsgericht in Detmold. Das Gericht tagte am 8. Oktober 1935 in der Anstalt und beschloss seine Sterilisierung wegen „angeborenen Schwachsinns mittleren Grades“. Die Operation erfolgte am 25. November 1935 im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung. Der umfangreiche Schriftverkehr, der bis in die 1980er Jahre hineinreicht, befasst sich mit Fragen der Fürsorge und den Anträgen der Eltern auf Entlassung des Sohnes. Laut Unterlagen wurde Fritz, der lange in der Mattenflechterei arbeitete, im Jahr 1939 aus Eben-Ezer entlassen, 1945 wieder aufgenommen, 1947 entlassen und 1952 wiederum aufgenommen. Er blieb bis zu seinem Tod im Jahr 1986 in der Obhut der Einrichtung und wurde auf ihrem Friedhof begraben.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 763 u. 764.
Heinrich wurde als Sohn des August S. und seiner Ehefrau Maria in Oelentrup, Kreis Lemgo, geboren. Die Eltern hatten sieben Kinder und arbeiteten auf einem Bauernhof bei Barntrup. Am 18. Juni 1926 teilte die Bezirksfürsorgestelle dem Vater mit, dass sein Sohn in Eben-Ezer aufgenommen werde. Die Aufnahme erfolgte am 22. Juni mit der Diagnose „Schwachsinn mittleren Grades: Angeboren“. Häufig findet sich der Vermerk, dass der Junge die Anstalt unerlaubt verließ und seine Eltern aufsuchte. In einem Bericht an das Landratsamt in Brake vom 2. Januar 1931 führte Anstaltsarzt Dr. Fiebig aus, dass Heinrich „sehr zum Entweichen und zur Herumtreiberei“ neige. Am 1. August 1931 wurde er auf Antrag des Vaters entlassen, kehrte aber am 28. November in die Einrichtung zurück. Im Hinblick auf den zu stellenden Sterilisationsantrag führte Hilfsschullehrer Müller einen Intelligenztest mit Heinrich durch und stufte ihn „an der Grenze der Imbezillität zur Idiotie“ ein. Am 12. Juni 1934 stellte die Anstaltsleitung den Antrag auf Heinrichs Unfruchtbarmachung beim Erbgesundheitsgericht in Detmold. Anstaltsarzt Dr. Fiebig diagnostizierte hochgradigen Schwachsinn, den der beiliegende Intelligenzprüfungsbogen dokumentiere. Das Gericht tagte am 20. September 1934 und beschloss die Unfruchtbarmachung, die am 13. November 1934 im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung vorgenommen wurde. Heinrich arbeitete nach der Sterilisierung in der Landwirtschaft der Einrichtung. Der Antrag seines Vaters, ihn ins Elternhaus zu nehmen, wurde aber „wegen der ungünstigen häuslichen Verhältnisse“ abgelehnt. Ab 1937 war Heinrich in verschiedenen Pflegefamilien untergebracht, verließ aber immer wieder seine Stellen. In einem Bericht vom 25. Februar 1941 wurde er als „ruhiger, fleißiger Arbeiter“, verträglich, fleissig, folgsam“ charakterisiert. Bereits 1942 klagte Heinrich über fortwährende starke Schmerzen „in Leistengegend und Rücken“, für die es keine Linderung gab. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich immer mehr und er verstarb am 13. Juli 1944.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 880.
Grete war Tochter des Friedrich R. und seiner Frau Auguste R.. Sie kam in Detmold zur Welt und wuchs in einer Pflegefamilie auf, die in Ehrentrup bei Lage lebte. Nach dem Tod der Pflegemutter sah sich der Pflegevater nicht mehr in der Lage, angemessen für das Mädchen zu sorgen. Auf Veranlassung des Kreiswohlfahrtsamtes kam Grete am 30. Oktober 1939 in die Anstalt Eben-Ezer. Anstaltsarzt Dr. Haberkant berichtete der Fürsorgestelle der Stadt Lemgo am 15. Februar 1940, dass Grete an „angeborenem Schwachsinn mittleren Grades“ leide, „erzieherisch keine Schwierigkeiten“ bereite, „bildungsfähig und hilfsschulbedürftig“ sei. Am 27. Mai 1942 wies Direktor Herbert Müller das Lemgoer Stadtjugendamt auf das durchzuführende „Verfahren der Sterilisation“ hin. Grete zeige „starke sexuelle Neigungen Jungens gegenüber“. Die Absicht, Grete im Jahr 1944 in eine Familienpflegestelle zu geben, ließ sich wegen der noch ausstehenden Unfruchtbarmachung nicht realisieren, zumal das „Eintreten der Meneses“ noch nicht erfolgt sei. Die Verhandlung vor dem Erbgesundheitsgericht in Detmold fand schließlich am 4. Dezember 1944 statt. Die Richter - ein Protokoll fehlt in der ist in der Bewohnerakte - ordneten Gretes Unfruchtbarmachung an und die Operation erfolgte am 13. Januar 1945. Nach ihrer Sterilisation arbeitete Grete als Familienpflegling auf verschiedenen Bauernhöfen, häufig war sie krank und litt an einer Rippenfellentzündung. Sie verstarb am 14. August 1963 im Alter von nur 35 Jahren.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 881.
Karoline wurde als Tochter des Karl H. und seiner Frau Karoline in Pivitsheide geboren. Am 22. Oktober 1926 verfügte die Zivilkammer des Detmolder Landgerichts ihr „Zwangserziehung“ wegen festgestellter Verwahrlosung und und Geistesschwäche. Mehrmalige Widersprüche des Vaters gegen die Entscheidung der Behörden gingen bis zum Oberverwaltungsgericht und wurden abgelehnt. Schließlich kam Karoline am 13. Januar 1927 mit der Diagnose „Schwachsinn“ in die Anstalt Eben-Ezer. In Berichten an die Landesregierung wurde immer wieder auf ihre Unselbständigkeit und leichte Reizbarkeit hingewiesen, Auffälligkeiten, die gegen eine vom Vater geforderte Entlassung sprächen. Am 30. Mai 1934 stellte die Anstaltsleitung den Antrag auf Karolines Unfruchtbarmachung beim Detmolder Erbgesundheitsgericht. In seiner Begründung formulierte Anstaltsarzt Dr. Fiebig, dass es sich bei der Jugendlichen „um einen ausgesprochen familiären Schwachsinn“ handle. Das Gericht tagte am 19. Juli 1934 und beschloss ihre Sterilisierung. Die Operation erfolgte am 22. August im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung. Karoline verblieb in der Einrichtung, Unterlagen bezüglich einer Unterbringung in Familienpflege finden sich nicht. Sie erkrankte an Lungentuberkulose und verstarb im Juni 1942 „infolge eines Blutsturzes“.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 623.
Wilhelm kam als Sohn des Wilhelm H. und seiner Ehefrau Martha in Borbeck bei Essen zur Welt. Zur Familie, die in Asendorf, Kreis Lemgo, lebte, gehörten neun Kinder. Wilhelm wurde bis zu seiner Aufnahme in Eben-Ezer am 12. August 1936 in der Betheler Anstalt Nietingmooor, Freistatt, betreut. Einem fachärztlichen Gutachten lässt sich entnehmen, dass er an den Spätfolgen einer Gehirnhautentzündung litt. Der Betheler Arzt Dr. Villinger betrachtete ihn als Fall für ein „Siechenheim bzw. Bewahrungshaus“. Die Lemgoer Anstaltsleitung stellte am 31. Dezember 1936 den Antrag auf Wilhelms Unfruchtbarmachung beim Erbgesundheitsgericht in Detmold. Das Gericht ordnete am 2. Februar 1937 seine Sterilisation wegen angeborenen Schwachsinns und sexueller Triebhaftigkeit an. Nach Beschwerde beim Erbgesundheitsobergericht, die sein Pfleger gegen diesen Beschluss eingereicht hatte, wurde Wilhelm zunächst vom 1. bis zum 21. April in Bethel untersucht. Das Erbgesundheitsobergericht wies am 16. Juli 1937 die eingereichte Beschwerde zurück und schloss sich dem Detmolder Beschluss an. Wilhelm wurde am 14. September 1937 im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung operiert. Wilhelm wurde am 1. November 1937 zu seinen Eltern entlassen und fand eine Stelle bei einem Landwirt in Hohenhausen. Auf Anraten des Amtsarztes kehrte Wilhelm allerdings am 17. März 1938 in die Einrichtung zurück. Er litt an Parkinsonismus und verstarb dort am 2. November 1957.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 356.
Emma kam als Tochter des August K. und seiner Ehefrau Lina in Dortmund zur Welt. Sie stammte aus schwierigen Familienverhältnissen, so dass vermutlich bereits frühzeitig Fürsorgeerziehung für sie veranlasst wurde. Am 19. Mai 1930 kam sie mit mit der Diagnose Imbezillität „(erbl. Schwachsinn)“ nach Eben-Ezer. Am 2. April 1932 verfügte das Amtsgericht Dortmund ihre Entmündigung und bestimmte eine Oberschullehrerin zu ihrer „Vormünderin“. Stationsberichten lassen sich durchaus positive Beschreibungen ihres Sozialverhaltens entnehmen. Die junge Frau sei „freundlich, den Erziehern gegenüber schüchtern“, „Kameradinnen gegenüber oft neckisch“ und mit „ausgesprochenem Sinn für Humor“. Am 3. Oktober 1932 erhielt sie einen Platz in der Familienpflege beim Anstaltstischler und lebte sich dort gut ein. Das Dortmunder Erbgesundheitsgericht beschloss am 25. April 1934 Emmas Unfruchtbarmachung wegen angeborenen Schwachsinns. Die operative Eingriff erfolgte am 3. Juli 1934 im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung. Ab Oktober half sie in einer Lemgoer Familie, die mit ihren Leistungen zufrieden war. Aus dem Weihnachtsurlaub 1934/35 kehrte Emma nicht nach Eben-Ezer zurück und blieb laut Mitteilung der Fürsorgestelle im Haushalt der Eltern. Emma verstarb 1957 im Alter von 51 Jahren.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 754.
Maria wurde als Tochter des Valentin M. und seiner Ehefrau Kania in Witten geboren. Sie kam am 7. November 1913 auf Beschluss des Amtsgerichts Witten wegen drohender Verwahrlosung in Fürsorgeerziehung. Zunächst lebte das Mädchen im Frauen-Asyl Ummeln bei Bielefeld, bis der Landeshauptmann von Westfalen im November 1914 ihre Verlegung in die Anstalt Wittekindshof bei Bad Oeynhausen anordnete. Da diese Einrichtung Maria wegen Belegung mit ostpreußischen Flüchtlingen nicht aufnehmen konnte, kam sie am 10. Dezember 1914 mit der Diagnose „Schwachsinn“ in die Anstalt Eben-Ezer. Maria arbeitete in der Einrichtung zumeist in der Küche. Einem Stationsbericht vom 1. Dezember kann entnommen, dass die Pfleger mit ihren Leistungen zufrieden waren. Sie sei „im Bügeln und Handarbeiten auch fleißig und eifrig“, könne „Strümpfe stopfen“, habe „Kreuz-, Stiel- und Knopflochstich gelernt“. Am 20. März 1933 kam Maria in Familienpflege zu einem Landwirt in Lemgo und am 26. März 1934 stellte die Anstaltsleitung den Antrag auf Marias Unfruchtbarmachung beim Erbgesundheitsgericht Bochum. Das Gericht tagte am 4. Juli 1934 und ordnete die Sterilisation der jungen Frau an. Zur Begründung führte das Gericht an, dass es sich um „einen familiären angeborenen erblichen Schwachsinn“ handele. Die Operation erfolgte am 29. August 1934 im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung. Maria wurde am 8. April auf Anordnung des Oberpräsidenten von Westfalen zusammen mit 63 weiteren Bewohner/innen in die Heil- und Pflegeanstalt Warstein verlegt. Am 8. August 1937 kam sie in Familienpflege, wurde am 18. August aus der Warsteiner Einrichtung entlassen und entging so den Tötungsmaßnahmen der Nazis.
Quellen: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 767. LWL Archiv Münster. Bestand 660.
Emma kam als Tochter des Hermann S. und seiner Ehefrau Emma in Ende, Kreis Hagen, zur Welt. Im Alter von vier Jahren kam sie zu ihren Großeltern und „verwahrloste körperlich und geistig“, so dass sie auf Veranlassung der lippischen Fürsorgeabteilung in verschiedenen Pflegestellen und Heimen untergebracht wurde. Am 7. August 1935 stellte der Kreisarzt Dr. Augener den Antrag auf ihre Unfruchtbarmachung beim Erbgesundheitsgericht in Detmold. Das Gericht beschloss am 10. Dezember 1935 die Unfruchtbarmachung. Gegen diesen Beschluss legte Rechtsanwalt Dr. jur. Müller mit der Begründung, es liege „kein intellektueller, sondern lediglich ein moralischer Schwachsinn“ vor, Beschwerde beim Erbgesundheitsobergericht in Celle ein. Das Gericht überwies die Jugendliche am 18. Februar 1936 zur Beobachtung in die Anstalt Eben-Ezer, wo sie am 20. März 1936 aufgenommen wurde. Anstaltsarzt Dr. Fiebig erstellte ein ausführliches „fachärztliches Gutachten“ und diagnostizierte bei Emma eine „durch eine mässige Intelligenzstörung hervorgerufene geistige Abnormität“ und hielt ihre Unfruchtbarmachung „besonders geboten“. Das Erbgesundheitsobergericht schloss sich diesem Gutachten an und wies die Beschwerde zurück, wodurch der ursprüngliche Beschluss des Detmolder Gerichts Rechtskraft erlangte. Die Operation erfolgte am 2. Juli 1936 im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung. Emma kam am 1. August 1936 in Familienpflege zu einem Landwirt in Herbrechtsdorf und wurde am 10. August 1937 aus der „Anstaltsaufsicht“ entlassen.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 1442.
Elfriede kam als Tochter des Peter S. und seiner Ehefrau Hermine in Detmold zur Welt. Ihr Vater wurde am 20. März 1941 bei einer Schlägerei getötet. Das Amtsgericht Detmold ordnete auf Antrag des Landesjugendamtes Lippe am 6. Dezember 1941 Fürsorgeerziehung für Hermine an, die am 17. Februar 1942 im Mädchenheim Ummeln aufgernommen wurde. Auf Antrag des Bielefelder Amtsarztes beschloss das dortige Erbgesundheitsgericht mit Datum vom 9. Juli 1942 die Unfruchtbarmachung des Mädchens. Seine Mutter legte beim Erbgesundheitsobergericht im Hamm Beschwerde gegen den Gerichtsbeschluss ein. Daraufhin kam Hermine vom 10. bis 20. Febrauar 1943 nach Bethel, wo sie von Chefarzt Dr. Jaspersen begutachtet wurde. In seinem Bericht vom 25. Februar diagnostizierte Jaspersen „Schwachsinn ausgeprägten Grades“ sowie Erziehungs- und Bildungsunfähigkeit. Hermine wurde am 26. Mai 1943 nach Eben-Ezer verlegt und dort mit verschiedenen Aufgaben in der Hauswirtschaft und bei der Kinderpflege betraut. Ab 1. April 1944 arbeitete sie vormittags bei einem Lemgoer Bäcker. Am 12. Juli 1944 wies das Erbgesundheitsobergericht Hamm die Beschwerde der Mutter gegen den Sterilisationsbeschluss als unbegründet zurück. Hermine kam ins Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung und wurde am 9. August 1944 sterilisiert. Sie arbeitete in verschiedenen Familien, kehrte aber mehrmals nach Eben-Ezer zurück. Am 4. Dezember 1951 verließ sie Eben-Ezer und kam in das Mädchenheim Bethanien in Düsseldorf. Am 12. März 1986 forderte die Stadt Detmold von der Anstalt Eben-Ezer Unterlagen bezüglich Hermines, verheirate P., Zwangssterilisation an. Diese dienten der Beantragung einer Entschädigung für die zwangsweise durchgeführte Unfruchtbarmachung.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 1042.
Grete, die in Gellershagen bei Bielefeld zur Welt kam, war Tochter des Heinrich S. und seiner Ehefrau Helene. Sie hatte sechs Geschwister, war seit ihrem 3. Lebensjahr im Kinderheim Bethel untergebracht und wurde am 30. Juni 1925 auf Veranlassung des Oberpräsidenten von Westfalen in Eben-Ezer aufgenommen, wo sie die anstaltseigene Hilfsschule besuchte. Ein Antrag auf Unfruchtbarmachung, am 2. November 1934 von Anstaltsarzt Dr. Fiebig mit der Diagnose „idiotisch und unterentwickelt“ verfasst, wurde keinem Erbgesundheitsgericht zugeleitet. Fiebig hielt Grete für „nicht fortpflanzungsfähig“. Am 4. Februar 1935 kehrte sie trotz Widerspruchs der Einrichtung zu ihren Eltern nach Bielefeld zurück.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 279.
Else, die in Dortmund geboren wurde, war Tochter des Hermann M. und seiner Ehefrau Emilie. Zur Familie gehörten acht Kinder, von denen fünf früh verstarben. Else besuchte eine Hilfsschule und war nach ihrer Schulentlassung in verschiedenen Haushalten beschäftigt. Am 16. Mai 1934 wurde ihr „ausgetragenes Kind tot geboren.“ Zu dieser Zeit litt sie an „Ohnmachtsanfällen“. Nach mehreren Aufenthalten in einer Dortmunder Nervenklinik wurde die junge Frau am 24. Dezember 1934 auf Veranlassung des Oberpräsidenten von Westfalen in Eben-Ezer aufgenommen. Ihr Gesundheitszustand war so schlecht, dass sie „völlig zusammengekauert“ saß und sich „nur schwer auf den Beinen halten“ konnte. Anstaltsarzt Dr. Fiebig diagnostizierte Schwachsinn mit „epileptiformen Ohnmachtszuständen.“ Auf Beschluss des Dortmunder Erbgesundheitsgerichts vom 3. Oktober 1934 musste Else wegen angeborenen Schwachsinns unfruchtbar gemacht werden. Der ursprüngliche Plan, die Operation im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung durchführen zu lassen, wurde wegen Elses häufiger Anfälle verworfen, so dass sie am 23. Februar 1935 im Lemgoer Lindenhaus sterilisiert wurde. Zunächst kehrte Else probeweise in ihr Elternhaus zurück und wurde am 4. November 1935 endgültig aus Eben-Ezer entlassen.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 1019.
Marie wurde in Bad Nenndorf geboren. Ihre Eltern waren Heinrich M. und seine Ehefrau Engel. Sie wurde am 13.10.1936 aus der Heil- und Pflegeanstalt Wunstorf, wo sie seit 1934 wegen „acuter Geistesstörung“ untergebracht war, in die Anstalt Eben-Ezer mit der Diagnose Schizophrenie verlegt. Der Kreisarzt aus Neustadt a./Rbge. stellte am 3. August 1934 den Antrag auf ihre Unfruchtbarmachung. Das Erbgesundheitsgericht Hannover folgte am 5. März 1935 diesem Antrag und Marie wurde im Mai 1935 in der Landesfrauenklinik Hannover operiert. Ab 1939 verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand immer mehr, so dass sie Ende 1941 nur noch 31 Kilogramm wog und nur noch bettlägerig war. Am 18. Dezember 1941 verstarb sie an einer Lungen- und Darmtuberkulose.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 1000.
Heinrich T. war Landwirt und bewirtschaftete mit seiner Frau Lina eine „Hofstelle“ in Dalborn bei Detmold. Das Paar hatte am 9. Dezember 1919 geheiratet und bekam sieben Kinder, von denen eines an Lungenentzündung starb. Wegen einer Psychose wurde Heinrich in den Jahren 1934 und 1935 sowie 1943 jeweils für mehrere Monate – laut Krankengeschichte auf eigenen Wunsch - in Eben-Ezer behandelt. Am 24. Oktober 1934 meldete Anstaltsarzt Dr. Fiebig dem Kreisarzt Dr. Augener, dass Heinrich aufgrund einer „zum schizophrenen Formenkreis gehörigen Psychose“ an einer Erbkrankheit leide und unter das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses falle. Laut Bericht – Fiebig: „Der Antrag soll von dem Kranken ausgehen“- stellte Heinrich selbst den Antrag auf Unfruchtbarmachung, die am 10. Dezember 1935 vom Erbgesundheitsgericht Detmold beschlossen wurde. Die Operation fand am 21. Dezember im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche statt. Heinrich kehrte anschließend nach Hause zurück. Nachdem er vom 28. Januar bis zum 6. März noch einmal in Eben-Ezer behandelt worden war, gab es keine weiteren Aufenthalte in Eben-Ezer.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 1664.
Friedrich wurde in Linden bei Bochum als Sohn des Gustav W. und seiner Ehefrau Anna geboren. Zur Familie gehörten sieben Kinder. Der Junge kam am 14. Juli 1924 auf Veranlassung des Landeshauptmanns von Westfalen mit der Diagnose „Schwachsinn“ nach Eben-Ezer und wurde dort ab 1931 in der Schusterwerkstatt sowie in der Stuhl- Mattenflechterei beschäftigt, wobei „er es darin zu einer guten Fertigkeit gebracht“ habe. Anstaltsarzt Dr. Fiebig teilte am 19. April 1934 der Fürsorgestelle in Bochum-Linden mit, dass Friedrich „an einer Erbkrankheit“ leide und „sterilisiert werden“ müsse. Anstaltsleiter Diehl stellte am 29. Mai 1934 den Antrag auf Friedrichs Unfruchtbarmachung an das Erbgesundheitsgericht Bochum. Laut beigefügtem Bericht sei der „Schwachsinn“ „ein hochgradiger“. Das Gericht tagte am 4. Juli 1934 und beschloss die Unfruchtbarmachung. Die Operation erfolgte am 7. September im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung. Friedrich, der häufig epileptische Anfälle hatte, wurde weiterhin als fleißiger und geschickter Arbeiter in der Stuhlflechterei beschäftigt. Auf Veranlassung des Oberpräsidenten von Westfalen gehörte er zu den 64 Bewohnern und Bewohnerinnen, die am 8. April 1934 in die Provinzial- Heil- und Pflegeanstalt Warstein verlegt wurden. Über sein weiteres Schicksal liegen keine Informationen vor.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 1034.
Marie wurde als Tochter des Willi V. und seiner Ehefrau Bertha in Göttingen geboren. Sie lebte mit ihren Eltern und drei Geschwistern in Osterode / Harz. Auf Veranlassung des Oberpräsidenten der Provinz Hannover kam sie am 18. April 1939 in die Anstalt Rotenburg. Mit einem „Schulkindertransport“ wurde sie am 10. Oktober 1941 nach Eben-Ezer verlegt. Sie besuchte dort die Anstaltsschule bis zum Abschluss im März 1942. Den „Lernstoff“ habe sie „gut beherrscht“, so der Schulbericht. Marie wurde anschließend zur „Haus- und Handarbeit“ „angeleitet“ und arbeitete überwiegend in der Waschküche. Anstaltsleiter Herbert Müller stellte am 31. August 1942 den Antrag auf Maries Unfruchtbarmachung beim Erbgesundheitsgericht Detmold. Anstaltsarzt Dr. Haberkant fertigte den Begleitbericht, stellte angeborenen Schwachsinn fest und hielt Marie für „sexuell frühreif“ mit ungehemmten „Geschlechtstrieb.“ Das Gericht tagte am 26. Februar 1943 und beschloss Maries Unfruchtbarmachung, die am 30. April im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung durchgeführt wurde. Am 29. Mai 1943 verließ Marie die Anstalt Eben-Ezer und zog zur Familie eines Onkels in Dorste.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 1572.
Gerda kam in Lüerdissen zur Welt. Sie war Tochter des Landwirts August V. und seiner Ehefrau Erna. Anlässlich einer Untersuchung durch Amtsarzt Dr. Augener am 31. März 1943 gab sie an, dass ihre Mutter an Tuberkulose in Göttingen verstorben sei, der Vater sei im Zuchthaus. Gerda wurde am 4. April 1944 aus dem Detmolder Marienheim nach Eben-Ezer verlegt und mit Arbeiten auf der Station betraut. Einer Bewertung lässt sich entnehmen, dass sie „ruhig, still, freundlich“ und bemüht war. Sie betreute die „schulpflichtigen Kinder“, sang und spielte mit ihnen, sei „unbedingt brauchbar.“ Anstaltsleiter Müller stellte am 29. November 1944 den Antrag auf Gerdas Unfruchtbarmachung beim Erbgesundheitsgericht in Detmold. Anstaltsarzt Dr. Haberkant stellte „eindeutigen Schwachsinn erheblichen Grades“ fest, beurteilte Gerda aber „charakterlich gutartig“, „stets freundlich und hilfsbereit.“ Das Gericht tagte am 4. Dezember 1944 und beschloss, Gerda unfruchtbar machen zu lassen. Die Operation erfolgte am 2. März 1945 im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung. Am 10. April 1945 wurde Gerda entlassen, um bei ihren Großeltern zu leben.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 1571.
Walter kam in Hille bei Minden zur Welt. Seine Mutter, mit der er in Horn lebte, war Luise W.. Der Name des Vaters, der während des 1. Weltkrieges an einer Lungenentzündung verstarb, wurde nicht vermerkt. Die Anstalt Eben-Ezer nahm Walter auf Veranlassung des lippischen Kreiswohlfahrtsamtes am 29. Oktober 1926 mit der Diagnose „Schwachsinn ziemlichen Grades“ auf. Er besuchte die anstaltsinterne Hilfsschule, aus der er zu Ostern 1932 entlassern wurde. Anschließend erhielt er eine Beschäftigung in der Tischlerei, wo er als „ruhiger, sehr williger, aber auch sehr vergesslicher Pflegling“ einfache Hilfsarbeiten verrichtete. Anstaltsleiter Heinrich Diehl beantragte am 17. August 1934 beim Erbgesundheitsgericht Detmold, Walter sterilisieren zu lassen. Anstaltsarzt Dr. Fiebig bezeichnte in seinem beigefügten Bericht den „Schwachsinnsgrad“ als „Idiotie“. Das Gericht tagte am 20. September 1934 und beschloss Walters Unfruchtbarmachung. Die Operation erfolgte am 16. November im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung. Walter kam in den Jahren 1940 und 1941 in zwei Familienpflegestellen, kehrte jedoch nach Eben-Ezer zurück. Vermutlich verließ er die Einrichtung endgültig am 1. November 1941, als ihn ein Onkel „versuchsweise“ für zwei Monate zu sich nach Hause holte.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 355.
Anna wurde in Oberhausen geboren. Sie lebte mit ihren Eltern Wilhelm und Paula W. in Detmold. Im Alter von sieben Jahren hatte sie einen ersten epileptischen Anfall. Die Anfälle traten in den nächsten Lebensjahren immer häufiger auf. Nach Beendigung ihrer Schulzeit im Jahr 1924 half sie im elterlichen Haushalt und in einem Detmolder Betrieb. Aufgrund des Fortschreitens ihrer Erkrankung kam die junge Frau am 11. Mai 1934 in die Anstalt Eben-Ezer. Sie wurde am 9. November mit der Diagnose „genuine Epilepsie bei einer debilen, infantilistisch, hysterisch – stigmatisierten Persönlichkeit“ aus der Anstaltsbetreuung entlassen, um in den Jahren 1938 und 1945 erneut aufgenommen zu werden. Auf Antrag der Anstaltsleitung beschloss das Erbgesundheitsgericht Detmold am 20. September 1934 ihre Unfruchtbarmachung. Die Operation – ein Eintarg liegt nicht vor – wurde lt. Bericht der Anstaltsärztin Dr. Bauer vom 27. Januar 1964 durchgeführt. Anna lebte bis zu ihrem Tod im Jahr 1977 in Eben-Ezer und fand ihre letzte Ruhe auf dem Anstaltsfriedhof.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 336.
Maria wurde in Westheim, Kreis Büren, geboren. Ihre Eltern waren Philipp und Friederike U.. Sie kam am 3. August 1929 auf Veranlassung des Landeshauptmanns der Provinz Westfalen mit der Diagnose „Schwachsinn mittleren Grades“ in die Anstalt Eben-Ezer und besuchte bis Ostern 1932 die hausinterne Hilfsschule, um im Anschluss in der Fortbildungsklasse unterrichtet zu werden. Maria half in der Küche und in der Bügelstube, eine „Entlassung in Familienpflege“ erschien zunächst nicht möglich. Schließlich nahm sie doch eine Landwirtsfamilie in Retzen bei Bad Salzuflen auf. Am 24. April 1934 stellte Anstaltsleiter Diehl den Antrag zur Unfruchtbarmachung Marias an das Erbgesundheitsgericht in Arnsberg, der dem Erbgesundheitsgericht Paderborn zugeleitet wurde. Schließlich traf die Anzeige beim Erbgesundheitsgericht Detmold ein, das am 19. Juli 1934 den Beschluss fasste, Maria sterilisieren zu lassen. Am 18. Oktober erfolgte die Operation im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung. Maria verblieb auf dem Bauernhof und war „arbeitswillig, freundlich, kinderlieb.“ Der Landeshauptmann von Westfalen ordnete ihre Verlegung in die Provinzial- Heil- und Pflegeanstalt Wartstein an. Am 8. April 1937 wurde sie mit 63 weiteren Bewohnern und Bewohnerinnen Eben-Ezers, zu denen auch ihre Schwester Karoline zählte, in Warstein aufgenommen. Unterlagen des LWL-Archivs lässt sich entnehmen, dass Maria im Jahr 1955 von Warstein nach Münster verlegt wurde. Ihre Schwester Karoline fiel dem Mordprogramm der Nationalsozialisten zum Opfer und starb in Hadamar.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 301. LWL-Archiv Münster. Bestand Bewohnerakten 660.
Hanna kam in Heidelberg zur Welt. Sie lebte mit ihren Eltern Friedrich und Johanne M. in Bad Salzuflen und besuchte die Volksschule. In Anbetracht guter Leistungen erhielt sie eine „Freistelle am Lyzeum.“ Im Alter von 13 Jahren traten erste Ohnmachtsanfälle auf, die sich nach und nach verschlimmerten. Ein Jahr später konnte Hanna das Gymnasium nicht mehr besuchen und blieb im Elternhaus. Am 28. April 1934 kam sie mit der Diagnose „erbliche Fallsucht“ in die Anstalt Eben-Ezer. Anstaltsleiter Diehl stellte am 28. Februar 1935 den Antrag auf Hannas Unfruchtbarmachung an das Erbgesundheitsgericht in Detmold. Das Gericht tagte am 14. März 1935 und beschloss die Sterilisation wegen „erblicher Fallsucht.“ Die Operation fand am 2. April 1935 im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung statt. Hanna lebte weiterhin in der Einrichtung und litt ständig unter epileptischen Anfällen. Am 9. Febraur 1943 beantragte Anstaltsarzt Dr. Haberkant beim Gesundheitsamt Hannas Verlegung in die Anstalt Lindenhaus in Lemgo-Brake. Die „Kranke“ drohe „mit Selbstmord“, neige zu „Errregungszuständen und Selbstbeschädigungen“ und könne in Eben-Ezer nicht länger betreut werden. Am 24. Februar kam Hanna ins Lindenhaus.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 344.
Lina kam in Reineberg bei Lübbecke zur Welt. Sie lebte mit ihrem Ehemann Karl, den sie 1931 heiratete, in Grossenheidorn bei Stadthagen. Sie hatte zwei Kinder. Am 10. November 1938 wurde sie in Eben-Ezer mit der Diagnose „Schizophrenie“ aufgenommen und wegen häufiger Erregungs- und Angstzustände behandelt. Am 27. Januar 1939 stellte Anstaltsleiter Diehl den Antrag auf Linas Unfruchtbarmachung beim Erbgesundheitsgericht in Detmold. Das Gericht beschloss am 7. März, die junge Frau wegen Schizophrenie sterilisieren zu lassen. Die Operation erfolgte am 23. April im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung. Am 30. April 1939 endete Linas Anstaltsaufenthalt und sie kehrte nach Hause zurück.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 345.
Erich wurde in Hermsdorf bei Glauchau geboren. Seine Eltern waren Julius und Auguste V.. Die Familie lebte in Marl bei Recklinghausen. Erich besuchte die Volksschule, wurde aber als „bildungsunfähig“ vorzeitig entlassen. Am 6. Dezember 1926 kam er auf Veranlassung des Landeshauptmanns der Provinz Westfalen nach Eben-Ezer, um dort einen Beruf zu erlernen. Anstaltsarzt Dr. Fiebig diagnostizierte „angeborenen Schwachsinn mittleren Grades.“ Erich arbeitete zunächst in einer Fleischerei und wurde im Jahr 1932 als Familienpflegling zu einem Gärtner in Schötmar bei Bad Salzuflen vermittelt. Einen Antrag auf Entlassung, den Erichs Vater am 5. Mai 1931 an die Anstalt richtete, bewertete Dr. Fiebig am 19. Mai 1931 mit der Einschätzung, dass eine Entlassung nur in geordnete Familienverhältnisse infrage käme, sonst würden „Verwahrlosung und asoziale Entwicklung die unausbleibliche Folge“ sein. Anstaltsleiter Diehl beantragte am 6. April 1934 Erichs Unfruchtbarmachung beim Erbgesundheitsgericht Essen, das die Unterlagen, Erichs Wohnort war Lemgo, dem Erbgesundheitsgericht Detmold zuleitete. Dr. Fiebig diagnostizierte in seiner Antragsbegründung „Schwachsinn auf intellektuellem und moralischem Gebiet.“ Das Gericht tagte am 26. April 1934 und beschloss die Sterilisation. Die Operation erfolge am 12. Juni 1934 im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung. Erich wurde am 26. August 1935, gegen den Rat der Anstalt, ins Elternhaus entlassen.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 349.
Willi wurde in Paderborn geboren. Seine Mutter Juli V. war alleinerziehend. Bevor Willi am 6. April 1920 nach Eben-Ezer kam, lebte er im Diskonissenhaus Detmold. Er besuchte die anstaltsinterne Hilfsschule und im Anschluss die Fortbildungsklasse. Nach Ostern 1920 arbeitete der Willi in der Landwirtschaft der Einrichtung. Laut Pflegebericht vom 30. Oktober 1931 war er „recht eifrig und treu“, sehr verträglich, ruhig und zufrieden.“ Am 18. Januar 1935 stellte Anstaltsleiter Diehl den Antrag auf Willis Unfruchtbarmachung beim Erbgesundheitsgericht Detmold. Anstaltsarzt Dr. Fiebig bezeichnete den „Pflegling“ in seinem Bericht als „stark imbezill.“ Das Gericht tagte am 14. Februar 1935 und beschloss, Willi sterilisieren zu lassen. Die Operation wurde am 28. März im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung durchgeführt. Willi arbeitete weiterhin in der Landwirtschaft der Anstalt, bis er am 15. Oktober als Familienpflegling zu einem Landwirt in Heiden bei Lage kam, der mit seinen Leistungen zufrieden war. Am 18. Oktober geriet er mit seiner rechten Hand in eine Häckselmaschine und verlor seinen Mittelfinger. Der Heilungsprozess zog sich über mehrere Monate hin, so dass er arbeitsunfähig war. Am 1. Juni 1936 verließ Willi die Anstalt Eben-Ezer.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 351.
Emilie wurde in Gelsenkirchen geboren. Ihre Eltern waren Heinrich und Alwine W.. Sie hatte einen Sohn und war alleinerziehend. Am 4. September kam sie auf Veranlassung des Oberpräsidenten der Provinz Westfalen mit der Diagnose „Epilepsie“ in die Abstalt Eben-Ezer. Die Zahl ihrer Anfälle steigerte sich mehr und mehr, so dass sie mit immer stärkeren Beruhigungsmitteln behandelt wurde. Am 23. Novemvber 1935 stellte Anstaltsleiter Diehl den Antrag auf Emilies Unfruchtbarmachung beim Erbgesundheitsgericht Detmold. In der beigefügten Begründung diagnostizierte Anstaltsarzt Dr. Fiebig „angeborener Schwachsinn und erbliche Fallsucht bei einer psychopathischen, regenerativen Persönlichkeit.“ Das Gericht tagte am 11. Februar 1936 und beschloss, Emilie sterilisieren zu lassen. Die Operation fand am 20. März 1936 im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung statt. Eine Entlassung zu ihrer Familie oder in eine Pflegestelle wurde nicht erwogen. Am 8. April 1937 zählte Emilie zu den 64 Bewohnern und Bewohnerinnen, die auf Veranlassung des Oberpräsidenten von Westfalen in die Provizial- Heil- und Pflegeanstalt Warstein verlegt wurden.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 352.
Luise kam in Horn zur Welt. Ihre Eltern waren August und Luise W.. Die Familie lebte mit sieben Kindern in Bellenberg. Der Vater war lungenkrank, die Mutter herzkrank. Im Alter von 12 Jahren kam Luise zu einer Tante und blieb dort bis zu ihrem 16. Lebensjahr. Im April 1930 ordnete die Lippische Landesregierung Luises „endgültige Fürsorgeerziehung“ an und sie kam in das Diakonissenhaus des Ortes Oberdüssel im Bergischen Land. Aus Kostengründen erfolgte ihre Verlegung nach Eben-Ezer, wo sie am 21. Dezember 1932 aufgenommen wurde. Anstaltsleiter Diehl stellte am 8. September 1934 den Antrag auf Luises Sterilisierung beim Erbgesundheitsgericht Detmold. Im Begleitbericht diagnostizierte Anstaltsarzt Dr. Fiebig, dass „der nachgewiesene Schwachsinn ein angeborener und vererbter Zustand“ sei. Das Gericht tagte am 22. November 1934 und beschloss, Luise sterilisieren zu lassen. Die Operation erfolgte am 22. Januar 1935 im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung. Nach der Operation arbeitete Luise zunächst in der Familie des landwirtschaftlichen Verwalters und kam anschließend als Hausmädchen in eine Familie, in der sie „recht brauchbar“ und „man mit ihr zufrieden“ war. Am 31. März wurde Luise aus der Anstaltsbetreuung mit dem Bemerkung „gebessert“ entlassen und trat eine feste Stelle auf dem Hof eines Landwirts in Reelkirchen an.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 353.
Karl wurde als Sohn des Emil T. und seiner Ehefrau Sophie in Bochum geboren. Er hatte sechs Geschwister und besuchte in seiner Heimatstadt eine Hilfsschule. Ab 1930, seine Eltern waren zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben, arbeitete er als Laufbursche in einem Schuhgeschäft und als Hütejunge auf verschiedenen Höfen. Am 5. März 1936 kam er als Landhelfer zu einem Bauern nach Lüdenhausen bei Lemgo. Wegen „akuten Gelenkrheumatismus‘ “ wurde er von April bis Juni 1936 im Lemgoer Krankenhaus behandelt. Die Fürsorgestelle des Kreis Lemgo wies ihn am 20. Juni 1936 mit der Diagnose „Schwachsinn mittleren bis schweren Grades“ in die Anstalt Eben-Ezer ein. Dort wurde er zum Mattenflechten angelernt. Am 23. Juni 1936 stellte Anstaltsleiter Diehl den Antrag zur Unfruchtbarmachung Karls an das Erbgesundheitsgericht Detmold. In der Sitzung vom 14. August beschloss das Gericht, ihn sterilisieren zu lassen. Die Operation erfolgte am 9. Oktober 1936 im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung. Im Februar 1937 wurde bei Karl ein schwerer Herzklappenfehler festgestellt, dessen Entstehung auf den Gelenkrheumatismus zurückgeführt wurde. Er arbeitete weiterhin in der Flechtwerkstatt und bot „ein zufriedenes , freundliches Wesen.“ Am 25. Oktober 1939 verstarb Karl bei plötzlichem „Anfall von Atemnot“ „unter Erscheinungen von Lungenoedem“ und wurde auf dem Anstaltsfriedhof beigesetzt.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 348.
Anna kam als Tochter des Wilhelm W. und seiner Ehefrau Karoline in Hagendonop bei Detmold zur Welt. Ihre Mutter verstarb am 6. April 1934 in der Anstalt Lindenhaus, Lemgo-Brake. Sie besuchte die Volksschule und anschließend die Handelsschule, die sie nach nur acht Tagen wieder verließ. Am 12. September 1934 kam sie nach Einweisung durch ihren Hausarzt in die Anstalt. Ein Bruder, der sie zur Aufnahme begleitete, gab an, dass seine Schwester bereits vor 2 Jahren „nervenkrank“ gewesen sei. In Eben-Ezer beschäftigte sich Anna mit Näharbeiten, zeigte einerseits großes Interesse, war andererseits unmotiviert und apathisch. Anstaltsleiter Diehl stellte am 15. Oktober 1936 den Antrag auf Annas Unfruchtbarmachung beim Erbgesundheitsgericht Detmold. Anstaltsarzt Dr. Haberkant begründete den Antrag und diagnostizierte „Schizophrenie“. Das Gericht tagte am 10. November 1936, folgte Haberkants Diagnose und ordnete Annas Sterilisation an. Die Operation wurde am 30. Dezember im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung durchgeführt, nachdem zunächst die Anstalt Lindenhaus hierzu beauftragt worden war. Anna verließ Eben-Ezer am 6. Februar 1937 mit dem Vermerk „gebessert“ und kehrte in ihr Elternhaus zurück.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 354.
August kam in Detmold zur Welt. Seine Mutter Luise S. verstarb im Jahr 1929. Zum Vater gibt es keine Angaben. Das Kind wurde bis zu seinem 4. Lebensjahr im Detmolder Diakonissenhaus betreut und kam anschließend zu Pflegeeltern in Pottenhausen bei Lage. Bis 1930 besuchte August die Volksschule in Knetterheide und arbeitete ab seinem 15. Lebensjahr auf verschiedenen Bauernhöfen. Auf Veranlassung des Wohlfahrtsamtes des Kreises Lemgo wurde er am 9. Februar 1933 in Eben-Ezer aufgenommen. Anstaltsarzt Dr. Fiebig wies in einem Bericht an das Amt, welchen er am 11. Oktober 1933 verfasste, darauf hin, dass August „an mässiggradigem Schwachsinn“ leide und sich „draußen“ nicht habe „halten“ können. Er solle in der Anstalt „zu größerer Stetigkeit erzogen werden.“ August besuchte die Fortbildungsklasse und wurde in der Landwirtschaft Eben-Ezers beschäftigt. Laut Bericht vom 30. April 1934 wäre der Jugendliche „gehorsam, willig und gutmütig.“ Am 17. September 1934 stellte Anstaltsleiter Diehl den Antrag auf Augusts Unfruchtbarmachung beim Erbgesundheitsgericht Detmold. Zur Begründung urteilte Anstaltsarzt Fiebig, dass bei August „Schwachsinn erheblichen Grades“ festgestellt worden sei, welcher sogar „in die Gruppe der Idioten“ falle. Das Gericht tagte am 18. Oktober 1934 und beschloss, August sterilisieren zu lassen. Die Operation wurde am 10. Dezember 1934 im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung durchgeführt. August verblieb zunächst in der Anstalt. Am 6. September 1937 kam er versuchsweise in Familienpflege zu einem Lemgoer Landwirt, der August nach der Anstaltsentlassung vom 3. November 1937 dauerhaft aufnahm.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 347.
Gustav kam in Silixen, Kreis Lemgo, zur Welt. Seine Eltern waren Gustav und Marie S. Der Vater fiel 1915 im 1. Weltkrieg, die Mutter verstarb ebenfalls sehr früh. Auf Anweisung der Fürsorgeabteilung der lippischen Landesregierung wurde Gustav am 14. Dezember 1926 in Eben-Ezer aufgenommen. Anstaltsarzt Dr. Fiebig diagnostizierte „angeborenen Schwachsinn erheblichen Grades (Idiotie)“ und vermerkte am 23. Mai 1931, dass Gustav „kaum auf der Stufe eines dreijährigen Kindes“ stehe. Anstaltsleiter Diehl stellte am 15. Mai 1935 den Antrag auf Gustavs Unfruchtbarmachung beim Erbgesundheitsgericht Detmold. Das Gericht beschloss am 23. Mai 1935, Gustav sterilisieren zu lassen. Den Bewohnerakten lässt sich nicht entnehmen, ob die Operation zur Sterilisierung durchgeführt wurde. Gustav lebte viele Jahre in Eben-Ezer und wurde im Rahmen der Beschäftigungstherapie „bei Gartenarbeiten eingesetzt.“ Am 15. Dezember 1985 verstarb er und wurde auf dem Anstaltsfriedhof beigesetzt.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 335.
Luise kam in Schötmar bei Bad Salzuflen zur Welt. Ihre Eltern waren Simon und Wilhelmine Ue.. Sie hatte zwei Söhne und arbeitete als „Dienstmagd“ bei einem Landwirt. Auf Veranlassung des Magistrats der Stadt Bad Salzuflen kam Luise im Juni 1925 in die Anstalt Eben-Ezer. Sie hatte eine schwere Magenerkrankung, war arbeitsunfähig und bezog eine kleine Invalidenrente. Am 18. Januar 1928 erfolgte eine Magenoperation. Hierzu vermerkte Anstaltsleiter Diehl am 14. Juli 1928, dass sich Luise „einigermassen erhole“ und „gegenwärtig mit leichter Küchenarbeit beschäftigt“ werde. Später half sie in der Kinderstation. Vermutlich stellte Anstaltsleiter Diehl – eine Niderschrift liegt nicht vor – den Antrag auf Luises Unfruchtbarmachung beim Erbgesundheitsgericht Detmold. Das Gericht tagte am 18. Oktober 1934 und verfügte die Sterilisierung. Die Operation wurde am 11. Dezember 1934 im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung durchgeführt. Luise wurde weiterhin von Eben-Ezer betreut und arbeitete in verschiedenen Familien-Pflegestellen. Im Jahr 1971 bat sie darum, in ein Altersheim umziehen zu können.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 334.
Elfriede wurde in Eschen, Kreis Altena, geboren. Ihre Eltern waren Otto und Ida S.. Zur Familie, die in ärmlichsten Verhältnissen lebte, gehörten acht Kinder. Bei Elfriede, die vier Klassen an einer Volksschule besuchte, traten im Alter von neun Jahren „erstmalig Krämpfe“ auf, die „hysterischer, nicht epileptischer Natur“ waren. Auf Veranlassung des Oberpräsidenten der Provinz Westfalen wurde sie am 22. März 1929 mit der Diagnose „Psychopathie mit Debilität und hysterischen Anfällen“ aufgenommen. Dort besuchte sie bis zum 19. Oktober 1931 die Hilfsschule und anschließend die Fortbildungsklasse. Zunächst wurde sie in der Waschküche beschäftigt und wechselte dann als Pflegling in die Familie des landwirtschaftlichen Verwalters der Anstalt., wo sie „durchaus zur Zufriedenheit“ arbeitete. In den Stationsberichten wurde immer wieder Elfriedes „mangelnder Gehorsam“ beklagt, sie sei „unfolgsam, frech“ gewesen und habe „“Widerworte“ gegeben. Am 17. August 1934 stellte Anstaltsleiter Diehl den Antrag auf Elfriedes Unfruchtbarmachung beim Erbgesundheitsgericht Detmold. Im Begleitbericht diagnostizierte Anstaltsarzt Dr. Fiebig eine „familiäre, erblich bedingte Schwachsinnsform.“ Das Gericht tagte am 20. September 1934 und beschloss die Sterilisierung. Am 9. November 1934 erfolgte die Operation im Lemgoer Krankenhaus Wolff‘sche Stiftung. Am 1. September 1936 kam Elfriede in Familienpflege zur Familie eines Lehrers in Lemgo. Der Oberpräsident der Provinz Westfalen verfügte am 31. März 1937 ihre Entlassung aus der Anstaltspflege und sie zog zu einer Schwester nach Werdohl.
Quelle: AEE. Bestand Bewohnerakten, Nr. 346.