Gemeinsames Lernen - Leben in Vielfalt: Infoveranstaltung zur Grundschule mit inklusivem Unterrichtsangebot
Die Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Konzept zur Betreibung einer Grundschule mit inklusivem Unterrichtsangebot war gut besucht. Rund 120 Teilnehmer, viele davon pädagogische Fachleute, aber auch Eltern und Vertreter aus der Politik sowie Mitarbeitende der Stiftung Eben-Ezer waren ins Kirchliche Zentrum der Stiftung Eben-Ezer gekommen und beteiligten sich mit Fragen. Udo Zippel, Kaufmännischer Direktor der Stiftung, Klaus Hollmann, Schulleiter der Topehlen-Schule und Marion Höcker, Konrektorin, stellten die Ziele der Schule vor und gingen dann ins Detail u.a. zur Personalbesetzung und Qualifikation sowie zur Unterrichtsgestaltung und zum Raumkonzept. Die Stiftung will mit der neuen Schule zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention beitragen und das Miteinander behinderter und nicht behinderter Kinder stärken. Die Schule in der Trägerschaft der Stiftung wird ein aktiver Beitrag zu einer vorurteilsfreien Gesellschaft und zur Weiterentwicklung des Schulangebotes der Stadt Lemgo sein und die Selbstverständlichkeit des gemeinsamen Lebens und Lernens weiter entwickeln. "Die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention ist ein Großprojekt mit wenig Antworten und vielen berechtigten Interessen", sagte Klaus Hollmann. Einige Antworten konnten aber durch die detaillierte Vorstellung gegeben werden. Es wurde deutlich: Eltern von behinderten Kindern und Eltern von Kindern ohne Einschränkungen haben die gleichen Fragen und Sorgen: "Wird mein Kind an der neuen Schule so gefördert und unterrichtet, dass es sich gut entwickelt und bekommt, was es braucht?"
Die Stiftung würde zunächst mit der ersten Klasse an den Start gehen. Die Klassenstärke beträgt bis zu 20 Kindern, davon maximal fünf mit einem Förderbedarf. Der Unterricht erfolgt klassenübergreifend und im Team, das heißt, Kinder der 1. bis 4. Klasse werden gemeinsam von jeweils einem Grundschullehrer bzw. eine -lehrerin und einer sonderpädagogischen Fachkraft unterrichtet. Zusätzlich wären Integrationshelfer , Lehramtsanwärter und Langzeitpraktikanten im Einsatz. Das Angebot der Offenen Ganztagschule soll erhalten bleiben. Die Kinder lernen nach einem individuellen Wochenplan, der viel Freiraum für selbst gesteuertes Arbeiten lässt. Die klassische 45-Minuten-Schulstunde wird es nicht mehr geben, stattdessen Unterrichtsblöcke und morgens ein offenes Forum. "Woher sollen denn die qualifizierten Grundschullehrer kommen", fragte eine Mutter, die argwöhnte, dass alle Spitzenkräfte den öffentlichen Dienst vorziehen. Klaus Hollmann und eine Schulleiterin aus dem Publikum antworteten, dass es viele gut ausgebildete Fachkräfte gebe, die nur darauf warteten, an einer solchen Schule unterrichten zu dürfen. Es gebe auch etliche, die dafür eine Stelle im öffentlichen Dienst aufgeben würden", sagte die Schulleiterin und ergänzte "Diese Schule ist eine riesengroße Chance. Eben-Ezer befindet sich damit in der Mitte einer gesellschaftlichen Diskussion".
Falls Eben-Ezer die neue Schule am Standort Ostschule einrichtet, würde sie mit einem Aufzug ausgestattet. Die Anfangsklasse und die später folgenden hätten jeweils einen Klassen- und einen Klassennebenraum sowie Fachräume u.a. für eine Bücherei, für Musik, Kunst, Werken und Sachkunde. Pflegeräume sind ebenso vorgesehen wie Therapieräume. Außerdem ist die Ausstattung der Klassenräume mit Whiteboards und Schüler-PCs vorgesehen.
Udo Zippel erläuterte, dass man sich in der Stiftung schon seit rund zwei Jahren mit dem Gedanken beschäftige, eine Schule mit inklusivem Unterricht aufzubauen. Es wäre neben der Topehlen-Schule und dem Berufskolleg mit beruflichem Gymnasium die dritte Lehreinrichtung im Portfolio Eben-Ezers. Der Theologische Direktor Pastor Hermann Adam betonte, dass diese Schule ausdrücklich für alle Kinder offen ist. "Dem Kriterium der Vielfalt werden wir, entsprechend unserem Leitbild, so viel Raum wie möglich geben", so Pastor Adam. Zur Gestaltung des Übergangsprozesses äußerte ein Elternvertreter der Ostschule seine Sorge. "Insbesondere zum Umstellungsverfahren von der öffentlichen auf die inklusive Schule, das im laufenden Betrieb erfolgen soll, wird noch Erklärungsbedarf bestehen", so Udo Zippel. Der Dialog wird in weiteren Veranstaltungen fortgesetzt werden.