Barbara Steffens hielt Vortrag bei Neu Eben-Ezer
Barbara Steffens, Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Alter und Pflege des Landes NRW in der Stiftung Eben-Ezer: „Wir haben die Verantwortung dafür, heute die Strukturen und Voraussetzungen zu schaffen, damit wir altern und gut versorgt werden können. Das gleiche gilt genauso für Menschen mit Behinderungen. (…) Die Normalität des Miteinanders muss von klein auf gelernt werden.“ Barbara Steffens Vortrag enthielt ein engagiertes Plädoyer zur Quartiers-entwicklung mit Strukturen und Angeboten, damit Menschen auch im Alter und im Falle der Pflegebedürftigkeit dort leben können, wo sie immer gelebt haben. Dazu sei es notwendig, Strukturen neu zu denken und die Leistungen voneinander abgeschotteter Systeme so zu bündeln, dass Ressourcen frei gesetzt werden und abgestimmt bei den Menschen ankommen.
Der Einladung zum Vortrag „Verschiedene Bedarfe, ein Quartier. Inklusive Lebenswelten als Weg in eine zukunftsfeste Gesellschaft“ waren rund 150 Gäste in das Kirchliche Zentrum Neu Eben-Ezer gefolgt, darunter auch Bürgermeister Dr. Reiner Austermann, Landrat Friedel Heuwinkel, die MdL Jürgen Berghahn und Manuela Grochowiak-Schmieding. Vorstand Pastor Dr. Haase Eben-Ezer begrüßte die Vertreter aus Politik, Kirche, Diakonie, Wirtschaft sowie Mitarbeitende und die Bewohnerbeiräte Eben-Ezers.
„Verstehen Sie immer, was Ihnen Ihr Arzt erklärt?“
Mittags hatte die Ministerin sich mit Bewohnern und Mitarbeitenden in Alt Eben-Ezer darüber unterhalten, was im Alter für sie wichtig ist. Hanna Wisserod, Helga Kaupmann und Horst Görges hatten sich mit Christiane Brand vom Sozialpädagogischen Fachdienst gut auf den Besuch vorbereitet und gaben der Ministerin im Gespräch, schriftlich und in Bildern mit, was für sie wichtig ist: Ärztliche Versorgung, genug Geld, um an Ausflügen teilzunehmen, ein eigenes Zimmer, die Sicherheit, dass jemand da ist, der ihnen hilft. Die Ministerin berichtete, dass sie gerade dabei sei, sich für verständliche Arzneimittelerklärungen einzusetzen. „Verstehen Sie immer, was Ihnen Ihr Arzt erklärt?“, fragte sie Frau Kaupmann. Die Antwort fiel diplomatisch aus: „Manchmal“.
Im Therapeutischen Zentrum informierten der Leitende Arzt Dr. Dirk Ottensmeyer und seine Mitarbeiterinnen Bärbel Schneider und Michaela Böhm die Ministerin zu den ärztlichen Versorgungsangeboten Eben-Ezers. Es müsse eine Befähigung der niedergelassenen Ärzte zur medizinischen Versorgung behinderter Menschen erfolgen, zu der die Expertise und Erfahrung im medizinischen Bereich Eben-Ezers erheblich beitragen könne, betonte Ottensmeyer. Auch die Sorge, dass bewährte Strukturen einem reduzierten Verständnis von Inklusion geopfert würden, kam zur Sprache.
„Wir stehen vor der Herausforderung in Zukunft doppelt so viele Menschen mit vielfältigen mehrfachen Pflegebedarfen mit der Hälfte der Ressourcen zu versorgen,“ sagte Barbara Steffens. Die Akteure im Gesundheitswesen stünden einander leider sehr misstrauisch gegenüber, einer unterstelle dem anderen, Kosten und Nachteile abzuwälzen. In ihrem Vortrag entwarf Barbara Steffens ihr Konzept einer Quartiersentwicklung, die Leistungen bündelt und vom Bedarf des Menschen aus denkt und nicht die Menschen in die vorhandenen Systeme einzupassen versucht.