Alte Grabsteine gefunden
Zweite Chance für alte Steine
Am Liemer Weg in Lemgo legen die Stadtwerke ein Solarfeld an. Dafür waren Erdarbeiten im Gange, es musste ein Hang abgetragen werden. Er war angelegt worden, um die Anfahrt zu einer Lagerscheune zu gewähren. Für diesen Hang waren vor Jahrzehnten allerlei Schutt und Steine angehäuft worden. Längst war Gras darüber gewachsen.
Bis Bernd Quintern bei Eben-Ezer anrief. Für die Firma Stocksmeier fuhr er den LKW, mit dem der frei gelegte Schutt abtransportiert wurde. Dabei waren ihm ein Grabstein und eine Tafel aufgefallen, die er zu schade für die Steinmühle fand. Stein und Tafel hatten auf das Grab des Ehepaares Wilhelmine und Fritz Meierotto gehört, verstorben 1910 bzw. 1918. Wilhelmine Meierotto war 64 Jahre alt geworden, Fritz Meierotto 74.
Die Verbindung des Namens Meierotto mit dem Ortsteil Luhe hatte Bernd Quintern auf die Beziehung zu Eben-Ezer gebracht. Zwar handelt es sich bei Fritz und Wilhelmine Meierotto nicht um den Vorbesitzer des Meierhofs der Stiftung auf der Luherheide an der Buchenstraße. Aber sie waren die Besitzer eines ehemaligen Hofs, auf dem heute die Wohnanlage Eben-Ezers an der Niederluher Straße liegt. Nach Einschätzung von Dr. Frank Konersmann, Archivar und Historiker der Stiftung, hat der Stein für die Geschichte des ländlichen Umfelds der Stadt Lemgo, wo Meierhöfe von zentraler Bedeutung waren, eine Bedeutung. „Die großen Bauernhöfe im Lippischen wie im Ravensbergischen standen bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein unter Meierrecht wie etwa der alte Hof von Fritz Meierotto auf der Luhe. Das Meierrecht war ein staatlich vergebenes Privileg, das nur wenigen Bauernfamilien eingeräumt wurde, es ist auch der eigentliche Stichwortgeber für die spätere Bezeichnung Meierhof.“ Die Einschätzung der stadtgeschichtlichen Bedeutung teilt auch der Leiter der Städtischen Museen in Lemgo Fabian Schröder.
Es könnte sein, dass das Ehepaar Meierotto auf dem Friedhof an der Rintelner Straße beerdigt gewesen war und die Steine im Zuge einer Grabräumaktion an den Liemer Weg und dort unter die Erde gekommen sind.
Dank der Aufmerksamkeit von Bernd Quintern sind sie nun für die Lemgoer Stadtgeschichte verfügbar und haben in der Sammlung der Lemgoer Museen einen Platz. In dem schönen Garten des Hexenbürgermeisterhauses an der Breiten Straße kann man sie sich in historischer Gesellschaft mit anderen Bau-Fragmenten aus Lemgo anschauen.