Alice-Verrückte-Welten im Kirchlichen Zentrum Neu Eben-Ezer
Bunt-Lustig-Originell-Nachdenklich
Alice hat am nächsten Tag Geburtstag. Wie alt sie wird? Das weiß man nicht genau, sie ist irgendwo in der Pubertät. Alice wird es zu anspruchsvoll bei ihren Eltern: Zimmer aufräumen, auf Geschenke warten müssen, nicht vorm Geburtstag vom Geburtstagskuchen essen dürfen. Alice taucht ab, und das Theater Götterspeise vom Forum für Kreativität aus Bielefeld/Eckardtsheim nimmt das Publikum mit auf eine Phantasiereise. Im Kirchlichen Zentrum der Stiftung folgten 100 Zuschauerinnen und Zuschauer der Alice-Darstellerin Simone Schulz-Huldt und begegneten mit ihr den wundersamsten Gestalten: der tanzenden Raupe, der Grinsekatze, der marktschreierischen Zeitung mit ihrem Versprechen, auf alles eine Antwort zu haben, der weisen Schildkröte und einem Hasentrio, das „smoke on the water“ auf der Luftgitarre spielt. Ein Teetisch kann laufen, Spielkarten ebenfalls. Zwischendurch fetzen sich die böse Herzogin und die blasierte Königin um die Macht im Wunderland. Alice macht sich Groß und Klein, versucht zu verstehen, was läuft und welche Rolle sie bei dem Ganzen spielt. Sie ist Zuschauerin, wird von A nach B geschickt, wird auf den Arm genommen und verwirrt, bis sie den Dreh heraus hat und es sich nicht länger gefallen lässt, dass das wundersame Völkchen ihr auf der Nase herumtanzt: Alice übernimmt die Regie und lässt die Phantasiegestalten nach ihrer Ansage tanzen. Zum Schluss der neunzigminütigen Reise langt sie wieder in der Wirklichkeit an: „Es ist ja alles da“, sagte sie und bläst die Kerzen auf ihrem Geburtstagskuchen aus. Alice ist erwachsener gewachsen.
Die Inszenierung strotzt vor einfallsreichen Szenen und ist von der ersten Minute an ein Augenfest, denn die Kostüme lassen an Pracht und Phantasie nichts zu wünschen übrig. Auch der sparsame und sehr wirkungsvolle Einsatz von Videoaufnahmen trägt zur Stimmigkeit der Aufführung bei. Die Regisseurinnen Christel Brüning und Diemut Döninghaus haben bei der Rollenbesetzung eine sichere Hand bewiesen. Alice wird sehr präsent von Simone Schulz-Huldt gespielt und hervor zu heben sind Szenen mit Torsten Breitkopf als böser Herzogin. Torsten Breitkopf hat einige seiner Texte selbst geschrieben und trägt sie mit größter Intensität vor. Alice- verrückte Welten leiht sich den Stoff aus Lewis Carrolls Alice in Wonder Land und stellt Fragen: Was ist verrückt, was ist normal? Was ist wichtig? Wer bestimmt? Alice gewinnt Handlungsfähigkeit, das kann man als ein Happy End dieses eindrucksvollen Theaterabends verstehen.